Startseite > Clickerlexikon

Positive Strafe (P+) ist eine Methode der operanten Konditionierung, bei der ein aversiver Reiz hinzugefügt wird, um die Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten Verhaltens zu verringern. Das Ziel ist, dass das Tier das Verhalten in Zukunft seltener oder gar nicht mehr zeigt, weil es eine unangenehme Konsequenz erfahren hat. Das Wort „positiv“ bezieht sich dabei nicht auf etwas Gutes, sondern darauf, dass etwas hinzugefügt wird. Ein Beispiel wäre, wenn ein Pferd beim Drängeln einen Klaps mit der Gerte oder der Hand erhält.

Positive Strafe wirkt, indem sie ein Verhalten unmittelbar mit einer negativen Erfahrung verknüpft. Damit sie effektiv ist, muss sie während bzw. direkt nach dem unerwünschten Verhalten erfolgen und in ihrer Intensität angemessen sein. Ist die Strafe zu schwach, ändert das das Tier sein Verhalten nicht. In diesem Fall hätte man zwar einen unangenehmen Reiz hinzugefügt, um lerntheoretisch als Strafe zu gelten, müsste jedoch das Verhalten danach nur noch verringert auftreten. Dies zeigt, dass Strafe häufig ineffektiv ist. Da sie jedoch auf den Strafenden verstärkend wirkt (der Strafende erhält das Gefühl, dass er etwas gegen das Fehlverhalten getan hat und gewinnt suggestiv die Kontrolle zurück), wird sie häufig dennoch wiederholt, statt nach Alternativen zu suchen.

Beispiel: Ein Pferd schnappt nach einer Person, woraufhin es einen kurzen, unangenehmen Druck am Halfter spürt. Die Absicht ist, dass das Pferd das Schnappen mit einer negativen Konsequenz verknüpft und es in Zukunft vermeidet.

Positive Strafe birgt mehrere Risiken. Sie kann Stress oder Angst auslösen, die Beziehung zwischen Mensch und Tier belasten und zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Aggression oder erlernter Hilflosigkeit führen. Zudem gibt sie dem Tier keine Information darüber, welches Verhalten stattdessen erwünscht ist.

Positive Strafe unterscheidet sich von negativer Strafe, bei der eine bereits erhaltene oder erwartete Verstärkung entzogen wird, um das Verhalten zu reduzieren. Sie steht ebenfalls im Gegensatz zu negativer Verstärkung, bei der ein aversiver Reiz entfernt wird, um ein gewünschtes Verhalten zu verstärken. Jedoch steht positive Strafe in enger Verbindung zu negativer Verstärkung, da da positive Strafe der negativen Verstärkung häufig vorausgeht (z. B. wird das Stehen bestraft durch einen aversiven Reiz, welcher beendet wird, wenn das Pferd sich rückwärts bewegt).

Positive Strafe kann ein Verhalten kurzfristig unterdrücken, ist jedoch oft mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden. Ein durchdachtes Training sollte daher vor allem auf positive Verstärkung und den gezielten Aufbau alternativer Verhaltensweisen setzen, um nachhaltig und tierschutzgerecht zu arbeiten.