[singlepic id=1360 w=320 h=240 float=right template=caption]Immer mehr Menschen interessieren sich für Alternativen zur konventionellen Ausbildung von Pferden. Der partnerschaftliche und faire Umgang mit dem Pferd steht heute für viele an erster Stelle. Es bewegt sich was in der Pferdeszene. Während früher oft nur die Leistung und der Erfolg des Pferdes oberste Priorität hatten, steht heute für viele die Freundschaft und die Freude mit dem Pferd im Vordergrund. Partnerschaft und Vertrauen zwischen Pferd und Ausbilder müssen sich jedoch entwickeln und lassen sich nicht erzwingen.

Mit dem Wissen über das Lernverhalten der Pferde, machen sich nun immer mehr Leute Gedanken darüber, wie sie ihr Pferd möglichst artgerecht, stressfrei und zwanglos trainieren können, so dass auch das Pferd Spaß an der Arbeit hat. Der Schlüssel zu einem zufriedenen und motiviertem Pferd liegt in der Kenntnis dessen Verhaltensweise und Lernverhalten und darin, dieses Wissen auch in der Praxis anzuwenden.

Das Clickertraining bedient sich diesem Wissen und ist so das ideale Mittel, sich mit dem Pferd auf zwanglose und natürliche Art und Weise zu Verständigen und sich so einen partnerschaftlichen und vertrauensvollen Umgang zu erarbeiten.

Aber was ist denn nun eigentlich Clickertraining?

Kurz gesagt, ist Clickertraining eine Trainingsmethode mit positiver Bestärkung, also Belohnung, die auf lerntheoretischen Grundlagen beruht. Clickertraining ist also keinesfalls neu, denn die Lerngesetze bestehen schon, seit es Leben gibt. Für mich kommt es auch nicht zwingend darauf an, ob der Lehrende nun einen Clicker in der Hand hat oder nicht. Ich glaube, viele potentiell Interessierte schrecken davor zurück, weil Sie denken, Ihr Umgang mit dem Pferd würde fortan durch eine kleine Plastikbox dirigiert werden. Das kann ich gut verstehen, vor vielen Jahren ging es mir ganz ähnlich. Dabei ist der Clicker selbst nur ein Marker, der sich bei Bedarf durchaus auch ersetzen lässt. Fast genauso gut lässt sich Verhalten mit einem Lobwort oder einem Clickgeräusch mit der Zunge bestärken. Clickertraining ist nichts anderes, als in der Praxis angewandte Lerntheorie – und diese sollte für jeden gelten, unabhängig davon, ob er einen kleinen Plastikkasten in der Hand hält oder nicht.

[singlepic id=1358 w=320 h=240 float=left template=caption]Clickertraining appelliert an die Freiwilligkeit des Pferdes. Das Pferd bietet ein Verhalten an, wir markieren dieses mit dem Clicker in dem Moment, in dem das richtige Verhalten geschieht und belohnen es anschließend. Das Pferd lernt hierüber, dass sich das Verhalten lohnt und wird dieses Verhalten wieder anbieten. Das klassische Beispiel von Motivation.

Häufig ist Pferdeausbildung davon geprägt, dem Pferd zu sagen, was es nicht tun soll. Dies geschieht im schlimmsten Falle über Strafe, die in dem Moment Anwendung findet, in dem das Pferd sich unserer Ansicht nach falsch verhält. Das Pferd hat also keine reelle, faire Chance, hierfür eine richtige Lösung zu finden. Aber auch die Training ausschließlich über (falsch angewandte,) negative Verstärkung, die oftmals mit viel zu viel Druck aufwartet, kann Pferde sauer machen und dazu führen, dass das Pferd aussteigt und sich jeglicher Mitarbeit verweigert. Wir alle kennen solche Situationen aus unserem Leben. Sind wir es nicht selber Leid, dass unser Leben geprägt wird von „Tu dies nicht! Lass das sein! Du machst dieses oder jenes falsch!“? Dass wir in unserem Leben, zum Beispiel in Job und Schule, auch vieles richtig machen, wird selten anerkannt, da wir alle in dieser Gesellschaft dem allgemeinen Tonus von Verboten, Zwang und Druck unterliegen. Schließlich kämpfen wir jeden Tag um unser Bestehen und können uns nicht frei machen vom leistungsorientierten Denken. Dennoch, würden wir mit mehr Lob, Anerkennung und Anleitung den Alltag bewältigen, würde dieser vielleicht nicht in allen Lebenslagen weniger anstrengend sein, in jedem Fall hätten wir aber mehr Spaß an dem, was wir tun!

Clickertraining ist also eine gute Möglichkeit, positive Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Es erfordert jedoch vom Trainer, sich von klassischen Ansprüchen erzwungener Leistungen frei zu machen und dem Pferd genügend Zeit zu geben, die Lektionen und Übungen zu verstehen und in individuellem Lerntempo voranzuschreiten. Ihr werdet überrascht sein, dass dies oftmals weniger Zeit in Anspruch nimmt, als wenn man mit herkömmlichen Trainingsmethoden arbeitet. Auch das kennen wir von uns selbst: Themen, die uns interessieren, an denen wir Spaß haben motivieren uns und spornen uns an, uns weiter zu entwickeln. Der Lernstoff ist nicht immer leicht, aber je mehr wir uns damit beschäftigen, desto leichter fällt es uns, desto tiefer sind wir in der Materie und desto größer wird das Verständnis für „die Sache“. Wir haben gelernt, zu lernen!

[singlepic id=1348 w=320 h=240 float=right template=caption]Eines ist Clickertraining jedoch zumindest anfänglich nicht: einfach! Clickertraining macht man nicht „einfach mal eben“ und auch nicht nebenbei. Clickertraining heißt zu verstehen, wie Lernen funktioniert und dieses in der Praxis umsetzen zu können. Dies bedeutet also, dass man sich mit dem Wesen Pferd und den funktionellen, lerntheoretischen Grundlagen auseinander setzen muss. Auch die anfängliche Konditionierung auf den Clicker oder Marker erfordert etwas Zeit und ist häufig nichts, was man sich „für nächstes Wochenende“ vornimmt. Es ist eine Entwicklung für beide Seiten, gerade, wenn man vorher ausschließlich konventionelle Trainingsmethoden angewandt hat.

Clickertraining heißt aber auch Spaß am Lernen zu haben und das Wohlgefühl des Lernenden vor die eigenen Ziele zu stellen. Nicht jeder ist bereit dazu, sich selbst zu hinterfragen und sein Verhalten ausreichend zu reflektieren.  Es wäre auch falsch, dies von jedem zu erwarten. Ich kann jeden verstehen, der sagt „der Umgang mit der Plastikbox schreckt mich ab“. Aber wie ich schon sagte, darum geht es an sich auch gar nicht. Wer sich jedoch auf diese Art von Pferdeverständnis und Training einlässt, dem kann ich versprechen, dass er die Beziehung zu seinem Pferd neu erleben wird und vieles, nicht nur im Umgang mit dem Pferd, aus einem ganz anderen Blickwinkel betrachtet. Clickertraining ist in jedem Fall eine Bereicherung für Mensch und Pferd.

Achtung: Dies ist nur ein Teil einer Reihe von Artikeln, nämlich der erste davon 😉 Der Rest folgt in den nächsten Tagen …