Dieser Artikel wurde am 1. Juni 2014 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!

thorndikeDas Wissen um die operante Konditionierung gehört zu den Grundlagen des Pferdeverhaltens. Sie bietet einen wissenschaftlich fundierten Leitfaden zur Pferdeausbildung, mit dem sich jeder verantwortungsvolle Pferdebesitzer und damit Trainer seines Pferdes auseinander setzen sollte. Hierbei ist es wichtig, nicht nur einfach an der Oberfläche zu kratzen, sondern sich mit dem Thema detailliert auseinander zu setzen und ein Verständnis hierfür zu entwickeln, da gerade beim Thema positive und negative Verstärkung sehr viel Halbwissen verbreitet ist, welches häufig Grundlage hitziger Auseinandersetzungen wird.

Einer der ersten, der sich mit dem Thema Lernverhalten beschäftigt hat, war der amerikanische Psychologe Edward Lee Thorndike (1874 – 1949). Dieser führte bereits sehr früh um 1900 Versuche zum Lernverhalten bei Tieren durch und legte damit den Grundstein der heutigen Theorie zur operanten Konditionierung.

Einer seiner Versuche beschäftigte sich mit einer so genannten Puzzlebox. Hierbei wurde eine Box mit einem Schließmechanismus versehen, welcher sich leicht durch das Versuchstier öffnen liess. Nun wurde z. B. eine Katze in diese Box gesperrt und vor der Box wurde sicht- und riechbar Futter platziert. In Folge dessen, versuchte die Katze der Box zu entkommen. Sie probierte dabei verschiedene Möglichkeiten aus, wie z. B. mit ihren Pfoten durch die Gitterstäbe zu suchen, oder die Gitterstäbe anzuknabbern. Irgendwann betätigte sie durch Zufall den Türöffner und die Tür öffnete sich, so dass die Katze an das Futter gelangen konnte. Nach einem genehmigten Happen, wurde die Katze zurück in die Box gesperrt und der Versuch begann erneut. Es zeigte sich, dass die Katze immer schneller und sicherer die Tür öffnete, bis sie unmittelbar nach dem Hineinsetzen den Türöffner betätigte. Sie hatte gelernt, wie sich die Tür öffnen liess um so an das Futter zu gelangen.

Anhand dieser und ähnlicher Versuchsreihen, definierte er als einer der ersten einige Grundsätze zum Thema Lernverhalten. Er definierte, dass das Lernen gewissen Gesetzmäßigkeiten folgt, welche Vorhanden sein müssen, damit Lernen überhaupt stattfinden kann. Die wohl bekanntesten und für uns wichtigsten drei sind das Gesetz der Bereitschaft, das Gesetz der Übung und das Gesetz der (Aus-)Wirkung.

Das Gesetz der Bereitschaft besagt, dass der Lernende einen Anreiz zum Lernen haben muss. Es muss also ein Bedürfnis bestehen (z. B. Hunger), so dass durch die Handlung des Lernenden ein angenehmer Zustand hergestellt oder ein unangenehmer Zustand vermieden wird. Wäre die Katze nicht hungrig gewesen, hätte das Futter nicht gemocht oder hätte sie es gar gemütlich in der Box gefunden, hätte auch kein Anreiz bestanden, aus der Box zu entkommen. Es hätte demnach auch kein Lernprozess stattfinden können.

Das Gesetz der Übung besagt, wie der Name schon verlauten lässt, dass ein Verhalten wiederholt werden muss, damit es sich dauerhaft einprägt. Erst mit der Wiederholung, stellt sich ein Lernerfolg ein, der von Dauer ist. Mit zunehmender Wiederholung wird das Verhalten sicherer gezeigt werden. Wäre die Katze nur ein einziges Mal erfolgreich mit ihrem Versuch gewesen, wäre sie zwar an ihr Ziel gekommen, das heißt jedoch nicht, dass sie auch tatsächlich gelernt hätte, auf welchem Wege ihr das gelang.

Das Gesetzt der (Aus-)Wirkung besagt, dass ein Verhalten dann wiederholt wird, wenn es sich lohnt und ein Verhalten, welches sich nicht lohnt, weniger häufig gezeigt wird. Bei ihrem Versuch, dem Käfig zu entkommen, hat die Katze diverse Anstrengungen unternommen. Verhaltensweisen, welche sie dabei nicht an ihr Ziel brachten, wurden ggf. noch einige Male wiederholt, wurden dann aber weniger häufig gezeigt, während Verhalten, welches direkt oder indirekt mit dem Öffnen der Tür Zutun hatte, immer schneller und zuverlässiger gezeigt wurde, bis am Ende nur noch das erfolgreiche Verhalten vorkam.

Was heißt das nun für uns?

Möchten wir dem Pferd etwas beibringen, so müssen uns die obigen Gesetzmäßigkeiten bewusst sein, damit wir diese in unserem Training berücksichtigen können. Insbesondere beim Training auf freiwilliger Basis und mit dem Schwerpunkt positiver Bestärkung ist es wichtig, Bedürfnisorientiert zu arbeiten und das Training lohnenswert zu gestalten, so dass das Pferd motiviert mitarbeitet. Alle drei Gesetzmäßigkeiten greifen dabei ineinander und bilden ein Geflecht guten Trainings. Sie bieten eine gute Grundlage, das Training zu hinterfragen, insbesondere auch dann, wenn es zu Schwierigkeiten kommt und im Training nicht der gewünschte Erfolg eintritt.

Um die operante Konditionierung nach B. F. Skinner, der die Thesen von Thorndike weiterentwickelt hat, wird es im nächsten Artikel in dieser Reihe gehen.

» Weiter zu Teil 5 – Operante Konditionierung – Was negative Verstärkung mit Mathe zutun hat

Beitrag teilen: