Dieser Artikel wurde am 14. März 2015 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!

Bei der Arbeit mit positiver Verstärkung spielt es eine wichtige Rolle, an welcher Position dem Pferd das Futterlob gereicht wird. Die Futterposition spielt eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Verhalten – erwünschtem und unerwünschtem. Denn neben dem richtigen Aufbau von Lektionen, ist sie maßgeblich am Trainingsfortschritt beteiligt. So kann sich die Position positiv oder negativ auf den Übungsverlauf auswirken. Es bietet sich daher an, sich bereits vor dem Erarbeiten einer neuen Lektion zu überlegen, welches eine strategisch günstige Position zur Darreichung der Belohnung ist. Denn mit dem Füttern in der richtigen Position lernen Pferde schneller und besser.

Konditioniere ich das Pferd auf ein Markersignal wie den Clicker oder ein Lobwort, so fange ich in der Regel mit einfachen Lektionen an. Für den Anfang eignet sich zum Beispiel das Berühren eines Targets (Fliegenklatsche o. ä.) oder auch nur das ruhige Stehen neben dem Menschen ohne zu Betteln. Ein Ziel dieser Arbeit besteht darin, dem Pferd zu verstehen zu geben, dass es das Futter stets “am Platz” erhält und nicht etwa in meinem Bereich. Häufig wird damit argumentiert, dass das Pferd lernen soll, dass das Futter in seinem Körperbereich und nicht im “Tanzbereich” des Menschen gereicht wird. Das ist grundsätzlich richtig, ist aber eigentlich nur ein netter Nebeneffekt. Denn die eigentliche Erkenntnis lautet: Nach dem Markersignal musst du dich nicht weiter bemühen, denn das Futter kommt zu dir”.

Rückwärts fütternEs ist also wichtig, dass Futter zunächst dort zu reichen, wo das Pferdemaul sich befand, als ich gemarkert (als das richtige Verhalten mittels Markersignal „markiert“) habe. Anfangs wird das Pferd dennoch seine Nase in Richtung der Futterhand bewegen. Hier ist es sehr wichtig, dass konsequent zu ignorieren und seine Hand trotzdem wieder an die vorherige Maul-Position zu bewegen. Das Pferd wird der Futterhand folgen und erhält dann “am Platz” die Belohnung. Setzen wir dieses von Beginn an um, wird das Pferd schnell feststellen, dass seine Reaktion unnötig und reine Energieverschwendung war. Pferde sind nämlich Energiesparmodelle. Ein Fluchttier kann es sich nicht leisten, Energie zu verschwenden, dass verbietet ihr ökonomischer Organismus. Denn wer Energie verschwendet, hat im Notfall keine Reserven mehr für die Flucht und wird folglich als erster gefressen. Das Pferd wird also sein Verhalten überdenken und aufhören, sich in Richtung Futterhand zu bewegen und früher oder später verstehen, dass es nur abwarten braucht, bis das Futter “eingeworfen” wird. Vorausgesetzt natürlich, ich lasse mir mit dem Füttern nicht allzu viel Zeit, weil ich zum Beispiel das Leckerli erst mühevoll aus der viel zu kleinen Leckerli- oder Hosentasche kramen muss 😉

Diese “Warteeinstellung” ist eine wichtige Voraussetzung für die weitere Arbeit. Überall dort, wo ich nicht unmittelbar in Armlänge zum Pferdemaul stehe. Möchte ich auf Distanz mit dem Pferd arbeiten, z. B. am Stillstehen aus weiterer Entfernung, dem Abruf des Pferdes, bei der Freiarbeit oder dem Longieren, ist das Abwarten nach dem Markersignal wichtig für den Trainingserfolg. Würde sich das Pferd nach dem Markersignal selbständig in Richtung Futter bewegen, wäre dies nicht nur unpraktisch für die Weiterarbeit, weil ich das Pferd ggf. erst wieder an die Ausgangsposition zurückstellen müsste, ich würde außerdem auch noch unerwünschte Verhaltensketten fördern.

Füttern im HaltenEin beliebtes Problem soll an dieser Stelle beispielhaft für eine solche unerwünschte Verhaltenskette herhalten: Beim Anhalten dreht sich das Pferd zum Menschen herum.
Dieses Problem entsteht häufig zunächst durch eine fehlerhafte Stricktechnik. Hält der Mensch das Pferd durch zu viel Einwirkung am Strick an, dreht sich das Pferd zumindest mit dem Kopf, häufig auch mit der Schulter zum Menschen. Doch auch ohne Einwirkung am Strick, dreht das Pferd beim Halten gerne seinen Kopf in Richtung Menschen, da es aus dieser Richtung eine Belohnung erwartet. Füttere ich nun den Kopf des Pferdes nicht an die “Markerposition” zurück, fördere ich den Drang des Pferdes nach Innen. Unbemerkt kann daraus dann ein recht nerviges Problem entstehen. Gerade, wenn ich hochfrequent belohnen muss, weil ich an einem bestimmten Detail arbeite, wird die Arbeit unterbrochen, weil das Pferd nach jeder Belohnung erst korrigiert werden muss, bevor es weitergeht. Ist das Kind erstmal in den Brunnen gefallen, sollte man zuerst seine Position überprüfen und dann das Pferd konsequent wieder an die Position zurückfüttern. Im Idealfall korrigiert man das Pferd nicht aufwendig, sondern indem man es der Futterhand einfach an die Ausgangsposition folgen lässt.

Die Futterposition kann ebenfalls eingesetzt werden, um gezielt an Verhalten zu arbeiten. Möchte man dem Pferd zum Beispiel beibringen, stehen zu bleiben, wenn man selbst anhält, hat man zu Beginn des Trainings häufig das Problem, dass das Pferd nach dem Signal (“Der Mensch bleibt stehen”) noch einige Schritte vortritt. Halte ich nun an und clicke in dem Moment, in dem das Pferd anhält, habe ich durchaus das Stehenbleiben gemarkert und das Pferd wird lernen, auf mein Signal anzuhalten. Effektiver ist es jedoch, das Pferd durch das Füttern die zwei vorangehenden Schritte zurücktreten zu lassen. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass ich mich mit dem Futter in der Hand zum Pferd drehe und das Futter in Richtung Pferdebrust reiche. Das Pferd folgt der Futterhand zurück in die gewünschte Position und wird dort angekommen in normaler Haltung gefüttert. Normal bedeutet in diesem Fall nicht “aufgerollt”, das Futter wird also nicht unmittelbar an der Brust gereicht, andernfalls würde auch diese nicht sonderlich wünschenswerte Haltung mitbestärkt werden. Das Pferd wird sich durch die Erwartung, dass das Futter weiter hinten gereicht wird, bemühen, die Position beizubehalten und sich sogar ggf. selbst nach hinten korrigieren, sobald es dies verstanden hat. Bleibt das Pferd an der richtigen Position oder geht es dorthin selbständig zurück, bleibt die Korrektur über das Rückwärts selbstverständlich aus.

Füttern mit tiefem KopfGenerell mache ich mir beim Erarbeiten von neuen Lektionen auch Gedanken, an welcher Stelle ich das Futter reiche. Grundsätzlich ist “am Platz” selten ganz verkehrt, doch wie im obigen Beispiel bereits gezeigt, gibt es häufig auch noch eine Variante, die nicht nur Fehlverhalten vermeidet, sondern auch noch den Lernerfolg steigert und effizienter ist. Möchte ich z. B. das Kopfsenken erarbeiten und belohne jeden Ansatz des Pferdes, den Kopf zu senken, reiche ich die Belohnung dennoch stets in Bodennähe. Belohne ich das Pferd nach dem Senken des Kopfes nach dem es sich aufgerichtet hat in aufrechter Position, wird es ebenfalls lernen den Kopf zu senken, allerdings fördert die Futterposition hier ein schnelles aufrichten, wohingegen ein tiefes Reichen der Belohnung sehr schnell ein tieferes Absenken initiiert. Ein belohnen in Bodennähe fördert also neben dem Verständnis für die Lektion (das Pferd bewegt seinen Kopf wieder und tiefer zum Boden, da es dort nicht nur das Markersignal sondern auch die Belohnung erwartet), sondern macht es auch leichter, die Dauer der Übung zu steigern. Möchte ich im weiteren Verlauf daran arbeiten, dass das Pferd seinen Kopf länger gesenkt hält, kann sich das Belohnen in aufrechter Position sehr ungünstig auf den Lernerfolg auswirken, da das Pferd gelernt hat seinen Kopf zu senken und ggf. auch den Kopf gesenkt zu lassen, dieses aber mit der Erwartung tut, ihn möglichst wieder anheben zu dürfen um an die Belohnung zu kommen. Ein ähnliches Vorgehen kann man zum Beispiel beim Rückwärtsrichten anwenden. Möchte ich ein fleißiges Rückwärts fördern, füttere ich das Pferd nicht mit der Nase nach vorne, nachdem es rückwärts getreten ist, sondern eher etwas rückwärtig, damit das Pferd die richtige Einstellung zur Übung erhält und in die richtige Richtung denkt.

Füttern in BewegungEine weitere Variante zu Füttern ist das Füttern in Bewegung – nämlich dann, wenn es um Bewegung geht. Dies erfordert zugegebenermaßen etwas Übung – sowohl vom Menschen, als auch vom Pferd. Möchte ich das Pferd zum Beispiel für fleißiges Schrittgehen neben mir belohnen oder für einen andauernden Trab, macht es Sinn, das Pferd in der Bewegung zu belohnen um den Bewegungsfluss nicht zu unterbrechen und ein “durchlaufen” zu etablieren.

Ihr seht also, die Futterposition spielt eine wichtige Rolle bei der Arbeit mit positiver Bestärkung und es macht Sinn, sich Gedanken darum zu machen, da ihr mit der Wahl der richtigen Platzierung sehr effizient trainieren und eurem Pferd und euch unnötigen Lernfrust ersparen könnt.

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