Gutes Training beruht nicht nur auf der richtigen Anwendung von Verstärkern, sondern auch auf einer durchdachten Struktur. Verhalten entsteht nicht zufällig, sondern wird durch gezielte Verstärkung geformt. Die Trainingsschiene ist ein Konzept, das auf den bewährten Prinzipien der operanten Konditionierung basiert und eine systematische Möglichkeit bietet, Anforderungen zu steuern. Sie hilft Trainern, das Training flexibel an das individuelle Lernverhalten des Pferdes anzupassen und somit langfristig stabiles und zuverlässiges Verhalten zu formen.
Die Trainingsschiene – Struktur mit Flexibilität
Jedes Training beginnt mit einem Plan. Die Trainingsschiene beschreibt die systematische Steigerung der Anforderungen in einer Übung und stellt sicher, dass das Pferd kontinuierlich Fortschritte macht, ohne überfordert oder demotiviert zu werden. Sie basiert auf den Prinzipien der operanten Konditionierung und nutzt gezielte Verstärkung, um VerhaltenVerhalten bezeichnet alle äußeren und inneren Aktivitäten eines Lebewesens, die durch Reize aus der Umwelt oder aus dem eigenen Körper ausgelöst werden. Es umfasst sowohl bewusste als auch unbewusste Handlungen... » Weiterlesen nachhaltig zu formenShaping ist ein Trainingskonzept, bei dem ein Verhalten schrittweise geformt wird. Das bedeutet, dass bereits kleine Ansätze des gewünschten Verhaltens verstärkt werden, bis das Tier das vollständige Verhalten zeigt. Das... » Weiterlesen.
Ein gut aufgebautes Training folgt dem Prinzip der kleinschrittigen Progression. Neue Anforderungen werden in überschaubaren Schritten eingeführt, wobei Pferde oft nicht in gleichmäßigen Fortschritten lernen, sondern in Wellen: An manchen Tagen machen sie große Sprünge, an anderen scheint es kaum einen Fortschritt zu geben.
Die größte Herausforderung besteht darin, einen Mittelweg zwischen Überforderung und Unterforderung zu finden. Wird eine Übung zu schnell gesteigert, kann das Pferd sie möglicherweise nicht mehr bewältigen. Wird sie hingegen zu lange auf dem gleichen Niveau gehalten, wird das Pferd oft nachlässig oder der Fortschritt stagniert. Hier greift die Trainingsschiene, indem sie dem Trainer eine klare Strategie bietet, die Anforderungen situativ anzupassen.
Die Bezeichnung Trainingsschiene wurde von Viviane Theby geprägt, um dieses Prinzip greifbarer und anwendungsfreundlicher zu machen. Auch wenn das zugrunde liegende Konzept nicht neu ist, bietet ihre Begrifflichkeit ein hilfreiches Framework, um die Dynamik zwischen Anforderungssteigerung, Verstärkerrate und Verhaltensqualität bewusst zu steuern.
Da jedes Pferd individuell lernt, muss das Training flexibel bleiben. Die Trainingsschiene lässt sich daher in zwei Richtungen modifizieren: Wenn das Pferd besondere Fortschritte zeigt oder mehr MotivationMotivation ist der innere Antrieb, der ein Lebewesen dazu veranlasst, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen. Sie entsteht durch die Erwartung, ein Bedürfnis zu befriedigen oder eine Konsequenz zu vermeiden. Motivation... » Weiterlesen benötigt, kann die Belohnungsschiene genutzt werden, indem die Anforderungen kurzfristig reduziert oder die Verstärkerrate erhöht wird. Zeigt das Pferd hingegen eine nachlassende Qualität in einer bereits gefestigten Übung, kann die Strafschiene helfen, indem die Anforderungen gezielt gesteigert werden, um das Verhalten in höherer Qualität zu festigen. Diese Mechanismen ermöglichen ein strukturiertes, aber anpassungsfähiges Training, das sowohl effektiv als auch pferdefreundlich bleibt.

Die Belohnungsschiene – Motivation erhalten und Verhalten stabilisieren
Die Belohnungsschiene kann genutzt werden, wenn das Pferd eine Übung besonders gut ausführt. In diesem Fall wird die Aufgabe vorübergehend vereinfacht, sodass das Pferd schneller oder häufiger belohnt werden kann. Diese Strategie trägt dazu bei, dass das Pferd motiviert bleibt und Verhaltensweisen sich festigen.
Ein wichtiger theoretischer Hintergrund der Belohnungsschiene ist das Premack-PrinzipDas Premack-Prinzip besagt, dass ein häufig gezeigtes und bevorzugtes Verhalten als Verstärker für ein weniger wahrscheinliches Verhalten genutzt werden kann. Ein Tier oder Mensch ist eher bereit, eine weniger attraktive... » Weiterlesen. Dieses besagt, dass ein wahrscheinlicheres Verhalten als VerstärkerEin Verstärker ist ein Reiz oder eine Konsequenz, die die Wahrscheinlichkeit eines bestimmten Verhaltens erhöht. In der operanten Konditionierung unterscheidet man zwischen positiven und negativen Verstärkern. Ein positiver Verstärker ist... » Weiterlesen für ein weniger wahrscheinliches Verhalten genutzt werden kann. In der Praxis bedeutet das, dass eine einfache, vertraute Übung als BelohnungEine Belohnung ist eine Konsequenz, die vom Tier als angenehm empfunden wird, aber nicht zwingend dazu führt, dass das vorherige Verhalten häufiger auftritt. Umgangssprachlich wird Belohnung oft mit Verstärker gleichgesetzt-... » Weiterlesen für eine anspruchsvollere Aufgabe dienen kann.
Die Belohnungsschiene ist besonders sinnvoll in folgenden Situationen:
- Wenn das Pferd eine besonders anspruchsvolle Aufgabe erfolgreich absolviert hat.
- Wenn es bereits viel gearbeitet hat und die Motivation oder die Kondition nachlässt.
- Wenn eine neue Übung eingeführt wurde und das Pferd schnell Erfolgserlebnisse benötigt.
Ich verwende die Belohnungsschiene z. B. sehr gerne für das Training von Dauer. Hat das Pferd eine Übung besonders lange gehalten oder ausgeführt, „belohne“ ich es im Anschluss daran mit einer kürzeren Dauer, gerne auch mehrfach hintereinander. Dabei muss man nicht unbedingt einem festen Schema folgen, aber man kann: Wenn das Pferd die Übung 6 Sekunden gehalten hat, kann hinterher 3 x 2 Sekunden oder 6 x 1 Sekunde Dauer abgefragt werden. In der Praxis wird es jedoch vermutlich darauf hinauslaufen, dass man „nach Gefühl“ belohnt oder eine besonders hohe Frequenz wählt, was vollkommen in Ordnung ist.
Ein weiteres Szenario, dass sich nicht auf ein bestimmtes Verhalten bezieht, ist das Belohnen einer schwierigen oder besonders guten Ausführung mit einem bereits gut gefestigten, gern ausgeführten Verhalten. Nachdem das Pferd das gewünschte Verhalten ausgeführt hat, „belohne“ ich es mit einfachen Ausführungen, z. B. dem Berühren eines (Hand-)Targets.
Die Belohnungsschiene kann außerdem, wie bereits erwähnt, genutzt werden, wenn die Motivation nachlässt oder das Pferd eine konditionelle Pause braucht, ohne, dass das Training durch eine Pause unterbrochen werden soll. Auch hier haben sich einfache, gut bekannte Verhaltensweisen mit einer langen Belohnungshistorie bewährt.
Ganz pragmatisch lässt sich auch auf der Belohnungsschiene arbeiten, indem man den Wert der Belohnung steigert, z. B. durch mehrfaches Füttern des Verstärkers, ohne das Abfragen eines Verhaltens, höhere Qualität der Belohnung oder eine größere Menge.
Es gibt also eine breite Palette an Möglichkeiten, wie und mit was man auf der Belohnungsschiene verstärken kann: Kürzere Dauer des gleichen Verhaltens mit anschließender Verstärkung, ein einfaches, gut bekanntes, gern ausgeführtes Verhalten mit anschließender Verstärkung, Steigerung der WertigkeitDie Wertigkeit beschreibt, wie attraktiv oder bedeutungsvoll eine Belohnung oder ein Verstärker für das Tier ist. Ein Verstärker mit hoher Wertigkeit sorgt für mehr Motivation, während ein Verstärker mit niedriger... » Weiterlesen des Verstärkers und Kombinationen davon.

Die Strafschiene – gezielt und mit Bedacht nutzen
Die Strafschiene kann dann eingesetzt werden, wenn das Pferd eine Aufgabe nicht korrekt ausführt, obwohl es sie bereits sicher beherrschen sollte. Dabei werden die Anforderungen kurzfristig erhöht, sodass das Pferd sich im Gegensatz zur „fehlerhaften“ Ausführung mehr anstrengen muss, um eine Belohnung zu erhalten. Klassische Anwendungsszenarien sind z. B. eine sinkende Ausführungsdauer oder Intensität der Ausführung.
Dieses Konzept basiert auf Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie und dem Prinzip des Response CostResponse Cost ist eine Form der negativen Strafe (P-), bei dem ein bereits erhaltener Verstärker entzogen wird, um die Auftretenswahrscheinlichkeit eines unerwünschten Verhaltens zu reduzieren. Es handelt sich um eine... » Weiterlesen. Pferde – wie alle Tiere – tendieren dazu, mit minimalem Energieaufwand eine Belohnung zu erreichen. Wenn ein Verhalten zuvor regelmäßig belohnt wurde, auch wenn es nicht in bester Qualität ausgeführt wurde, lernt das Pferd, dass es sich nicht lohnt, mehr Anstrengung zu investieren. Es zeigt die Übung dann nur so gut, wie es nötig ist, um die Belohnung zu bekommen.
Response Cost beschreibt genau diesen Mechanismus der Verhaltensanpassung. Es handelt sich um eine Form der negativen Bestrafung, bei der ein Verstärker (die leicht zugängliche Belohnung) nicht mehr für eine suboptimale Leistung gewährt wird. Das Pferd verliert die Möglichkeit, mit geringem Aufwand zum Erfolg zu kommen, und muss eine qualitativ bessere Leistung erbringen, um wieder belohnt zu werden. Dadurch wird das Verhalten in höherer Qualität gefestigt, weil es die die Kosten-Nutzen-Bilanz für das Pferd verändert und die „Investition“ an Anstrengung für das Pferd nun mehr lohnt als die frühere, energiesparende Variante.
Warum wird das Pferd überhaupt nachlässig? Wenn ein Pferd eine Übung nachlässig ausführt, liegt die Ursache in den meisten Fällen nicht am Pferd, sondern am Training selbst. In der Regel hat sich die Nachlässigkeit schleichend eingeschlichen, weil das Pferd gelernt hat, dass es für eine mittelmäßige Leistung genauso belohnt wird wie für eine exakte oder energievolle Ausführung. Das geschieht häufig unbewusst, wenn der Trainer in der Anfangsphase einer Übung verständlicherweise auch kleinere Fortschritte verstärkt, dann aber die KriterienEin Kriterium ist eine klare, einzelne Anforderung, die ein Tier in einem Training erfüllen muss, um eine Verstärkung zu erhalten. Es definiert eine präzise Eigenschaft des erwünschten Verhaltens, beispielsweise die... » Weiterlesen nicht rechtzeitig erhöht.
Ein weiterer Grund kann sein, dass der Trainer nicht konsequent genug darin ist, sein eigenes TimingTiming bezeichnet im Clickertraining und in der positiven Verstärkung den genauen Moment, in dem ein Markersignal (z. B. ein Click) oder eine Belohnung gegeben wird. Präzises Timing ist entscheidend, da... » Weiterlesen und seine Anforderungen im Blick zu behalten. Wenn Belohnungen nicht mehr klar an ein bestimmtes Verhalten geknüpft sind oder das Timing unpräzise wird, kann es passieren, dass das Pferd nicht mehr genau weiß, welche Anstrengung sich wirklich lohnt.
Idealerweise sollte das Training so gestaltet sein, dass Nachlässigkeit gar nicht erst entsteht. Das Prinzip des „Errorless Learning“ (fehlerfreies LernenErrorless Learning (fehlerfreies Lernen) ist eine Trainingsmethode, bei der das Tier so geführt wird, dass Fehlversuche möglichst vermieden werden. Statt unerwünschtes Verhalten zu korrigieren, wird die Trainingsumgebung so gestaltet, dass... » Weiterlesen) besagt, dass das Training so aufgebaut wird, dass das Pferd erst gar nicht in Situationen kommt, in denen sich ungenaue oder unerwünschte Varianten eines Verhaltens einschleichen. Das bedeutet, dass der Trainer von Anfang an klar definiert, was belohnt wird, und seine Kriterien schrittweise erhöht, sodass das gewünschte Verhalten stabil und zuverlässig bleibt.
In der Realität ist das Training jedoch selten perfekt. Gerade wenn es darum geht, sicher abrufbares Verhalten zu etablieren, kann es vorkommen, dass sich über die Zeit eine mittelmäßige Ausführung eingeschlichen hat oder dass das Pferd gelernt hat, mit weniger Anstrengung zum Erfolg zu kommen. In solchen Fällen ist es wichtig, über geeignete Strategien zu verfügen, um die Verhaltensqualität wieder zu verbessern – und hier kann die Strafschiene ein sinnvolles Werkzeug sein.
In der Praxis kann der Wechsel auf die Strafschiene zu einer kurzen Phase von Verwirrung oder FrustrationFrustration ist eine emotionale Reaktion, die auftritt, wenn ein Lebewesen daran gehindert wird, ein erwartetes Ziel zu erreichen oder eine gewohnte Belohnung zu erhalten. Sie entsteht besonders dann, wenn ein... » Weiterlesen führen, da das Pferd es gewohnt war, mit einer geringeren Anstrengung zum Erfolg zu kommen. Es kann dabei LöschungstrotzLöschungstrotz bezeichnet in der Lerntheorie das vorübergehende, verstärkte Auftreten eines zuvor verstärkten Verhaltens, wenn die gewohnte Belohnung plötzlich ausbleibt. Wenn ein Pferd gelernt hat, durch ein bestimmtes Verhalten eine Belohnung... » Weiterlesen (Extinction BurstSiehe Löschungstrotz. » Weiterlesen) zeigen, indem es zunächst sein bisheriges Verhalten intensiver oder häufiger anbietet, um doch noch eine Belohnung zu erhalten. Dies ist ein normaler Lernprozess und zeigt, dass das Pferd die Veränderung im Verstärkungsmuster bemerkt hat. Der Trainer sollte in dieser Phase geduldig bleiben und warten, bis das Pferd eine bessere Qualität der Übung zeigt – erst dann erfolgt wieder die Belohnung.
Entscheidend für den Erfolg der Strafschiene ist die richtige Einschätzung der Fähigkeiten des Pferdes. Wenn die Anforderungen zu schnell oder zu stark erhöht werden, kann es passieren, dass das Verhalten zusammenbricht, weil das Pferd nicht mehr versteht, was von ihm erwartet wird. In diesem Fall sollte der Trainer einen Schritt zurückgehen und die Kriterien langsamer anpassen.
Es ist auch wichtig, dass der Trainer das positive Mindset des Clickertrainings bewahrt. Die Strafschiene dient nicht dazu, das Pferd zu bestrafen, sondern um Verhalten in höherer Qualität zu festigen. Wer merkt, dass sich das Training unangenehm anfühlt oder das Pferd überfordert wirkt, sollte innehalten und überlegen, ob ein Wechsel zur Belohnungsschiene sinnvoller wäre.
Die Strafschiene ist ein Werkzeug, das bewusst und gezielt eingesetzt werden sollte. Sie hilft dabei, ein Verhalten, das sich in mittelmäßiger Qualität eingeschlichen hat, wieder zu verbessern, indem das Pferd motiviert wird, sich stärker anzustrengen. Gleichzeitig ist sie eine Technik, die Erfahrung und ein feines Gespür für das Timing erfordert. Wenn richtig angewandt, kann sie dazu beitragen, das Verhalten präziser und zuverlässiger zu machen – aber immer unter der Voraussetzung, dass das Pferd weiterhin versteht, wie es zur Belohnung gelangen kann.

Überschneidungen zwischen Strafschiene und Belohnungsschiene – Wann nutzt man welche?
Obwohl die Strafschiene und die Belohnungsschiene auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen, gibt es zwischen ihnen Überschneidungen. Beide Schienen haben das Ziel, die Motivation des Pferdes zu erhöhen und die Qualität der Ausführung zu verbessern. In beiden Fällen wird das Pferd dazu gebracht, sich mehr anzustrengen oder präziser zu arbeiten, um eine Belohnung zu erhalten. Der Unterschied liegt vor allem darin, wie diese Verhaltensänderung herbeigeführt wird.
Die Belohnungsschiene funktioniert über eine Erhöhung der BelohnungsrateDie Belohnungsrate beschreibt, wie oft ein Tier in einem bestimmten Zeitraum für ein Verhalten verstärkt wird. Sie gibt an, wie viele Belohnungen pro Minute oder pro Trainingseinheit vergeben werden und... » Weiterlesen oder eine ErleichterungErleichterung ist eine emotionale Reaktion, die auftritt, wenn ein unangenehmer oder bedrohlicher Reiz aufhört oder gar nicht erst eintritt. Sie führt zu Entspannung und Stressabbau und kann das Verhalten eines... » Weiterlesen der Aufgabe, sodass das Pferd schneller Erfolgserlebnisse hat. Wenn ein Pferd motiviert ist, aber unsicher oder vorsichtig agiert, dann kann eine erhöhte Belohnungsrate dazu führen, dass es sich mehr anstrengt und das Verhalten mit mehr Energie oder Präzision zeigt. Diese Strategie eignet sich besonders, wenn das Pferd eine Übung noch nicht vollständig gefestigt hat oder wenn es eine neue Herausforderung mit mehr Begeisterung annehmen soll.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Belohnungsschiene ist, dass sie als strategische Pause genutzt werden kann, wenn das Pferd eine kurze mentale oder körperliche Erholung braucht. Gerade bei anspruchsvollen Übungen oder hoher Konzentrationsanforderung kann es hilfreich sein, das Training für kurze Zeit auf eine leichtere Aufgabe umzustellen oder die Belohnungen schneller folgen zu lassen. Dadurch bleibt das Pferd motiviert und frisch, sodass es anschließend wieder mit mehr Energie arbeiten kann.
Die Strafschiene hingegen verändert die Kosten-Nutzen-Bilanz des Pferdes, indem die Anforderungen erhöht werden. Hier wird nicht die Belohnungshäufigkeit gesteigert, sondern das Pferd merkt, dass es sich mehr anstrengen oder präziser arbeiten muss, um überhaupt belohnt zu werden. Diese Methode ist besonders dann sinnvoll, wenn das Pferd eine Übung eigentlich sicher beherrscht, aber mit der Zeit nachlässiger geworden ist oder gelernt hat, dass eine mittelmäßige Ausführung ausreicht.
Wann man welche Schiene nutzt, hängt also stark von der Ursache des Problems ab. Wenn das Pferd Motivation oder Klarheit braucht, ist die Belohnungsschiene der bessere Weg. Wenn das Pferd die Aufgabe bereits versteht, aber sich nicht mehr genug anstrengt oder nachlässig wird, kann die Strafschiene die effektivere WahlChoice bezeichnet die Möglichkeit eines Individuums, zwischen zwei oder mehr Optionen zu wählen. Dabei beschreibt der Begriff lediglich den Akt der Entscheidung, unabhängig davon, ob diese Wahl freiwillig oder durch... » Weiterlesen sein.
In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, beide Schienen gezielt zu kombinieren: Ein Trainer könnte zunächst kurz zur Strafschiene wechseln, um das Pferd dazu zu bringen, sich mehr anzustrengen, und anschließend zur Belohnungsschiene, um das verbesserte Verhalten zu stabilisieren oder eine mentale Entlastung zu bieten.
Letztlich hängt die Wahl der Schiene davon ab, ob das Pferd mehr Motivation oder eine höhere Anforderung braucht, um das gewünschte Verhalten in bestmöglicher Qualität zu zeigen.

Die Verantwortung des Trainers – Bewusst verstärken, bewusst formen
Am Ende liegt die Verantwortung für die Qualität eines Verhaltens immer beim Trainer. Das Pferd entscheidet nicht bewusst, ob es eine Übung präzise oder nachlässig ausführt – es tut einfach das, was sich für ihn am meisten lohnt. Wenn eine mittelmäßige Leistung immer wieder verstärkt wurde, dann hat das Pferd genau das gelernt: Dass es sich nicht mehr lohnt, sich mehr anzustrengen. Doch anstatt dies als „Fehler“ zu sehen, sollte der Trainer es als wertvolle Rückmeldung begreifen: Das Pferd spiegelt das Training wider.
Genau hier liegt die größte Verantwortung des Trainers: Er formt Verhalten durch die Art, wie er verstärkt. Es reicht nicht, einfach nur richtiges Verhalten zu verstärken – entscheidend ist, wie konsequent und mit welcher Genauigkeit dies geschieht. Wer sich bewusst macht, dass jede Verstärkung eine Botschaft an das Pferd sendet, wird aufmerksamer darin, wann er verstärkt, was er verstärkt und welche Entwicklung er damit unterstützt.
Aber Training bedeutet nicht nur, Verhalten gezielt zu formen – es bedeutet auch, sensibel auf das Pferd einzugehen und seine individuellen Tagesformen zu berücksichtigen. Nicht jede schwächere Ausführung eines Verhaltens ist ein Zeichen von Nachlässigkeit. Es kann sein, dass das Pferd müde ist, dass es sich unwohl fühlt, dass es die Anforderungen an diesem Tag kognitiv oder körperlich nicht in der gewohnten Qualität erfüllen kann. Gutes Training ist kein starrer Prozess, sondern ein dynamischer Dialog zwischen Trainer und Pferd.
Deshalb sollte ein Trainer bei einer schlechteren Ausführung immer zuerst kritisch hinterfragen, warum das Pferd heute nicht die gewohnte Leistung zeigt, anstatt einfach auf die Strafschiene zu wechseln. Ist die Aufgabe zu schwer? Fehlt dem Pferd noch Sicherheit? Hat es vielleicht Schmerzen oder ist mental erschöpft? Nur wer diese Fragen stellt, kann eine faire und pferdegerechte Entscheidung treffen. Die Strafschiene ist kein Werkzeug, das einfach zum „Nachbessern“ eingesetzt wird – sie ist ein gezieltes Mittel zur Qualitätssteigerung, das nur dann Sinn ergibt, wenn das Pferd die Übung bereits sicher beherrscht und in der Lage ist, die Anforderungen zu erfüllen.
Das Schöne daran ist: Verantwortung bedeutet auch KontrolleControl (Kontrolle) ist ein fundamentales Grundbedürfnis, da sie einem Individuum die Möglichkeit gibt, aktiv Einfluss auf seine Umwelt und sein eigenes Verhalten zu nehmen. Kontrolle bedeutet, dass Handlungen vorhersehbare und... » Weiterlesen. Wer bewusst trainiert, kann das Verhalten des Pferdes gezielt lenken, ohne es zu korrigieren oder unter DruckDruck bezeichnet im Pferdetraining einen Reiz, der das Pferd zu einer bestimmten Reaktion veranlassen soll. Dieser kann physisch (z. B. Schenkeldruck oder Zügelzug) oder psychisch sein. Druck basiert oft auf... » Weiterlesen zu setzen. Die Trainingsschiene, Belohnungsschiene und Strafschiene sind keine starren Werkzeuge, sondern flexible Mittel, um das Training individuell, fair und einfühlsam zu gestalten. Ein guter Trainer behält dabei nicht nur die Effektivität des Trainings im Blick, sondern auch die emotionale und physische Verfassung des Pferdes. Denn am Ende geht es nicht nur darum, ein Verhalten präzise zu formen, sondern auch darum, ein motiviertes, vertrauensvolles und entspannt mitarbeitendes Pferd zu haben. Gute Trainer sind nicht nur konsequent – sie sind auch empathisch.
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