Dieser Artikel wurde am 5. Februar 2012 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!
[singlepic id=1375 w=320 h=240 float=right]Heute wird es erst mal ein wenig emotionaler und nachdenklicher. Weniger ein fachlicher Beitrag als ein Verfassen und Niederschreiben meiner zusammengewürfelten Gedankengänge. Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag überhaupt online stelle, denn das ist natürlich alles höchst subjektiv verfasst und eigentlich verfolge ich mit meinen Beiträgen immer auch ein Ziel … Diesmal ist es vielmehr das Ziel, meine Gedanken zu Papier zu bringen. Entschlossen habe ich mich dann doch dazu, weil es vielleicht den ein oder anderen zum Nachdenken anregt und in gewisser Weise eine Besinnung auf bestimmte, ethische Werte mit sich bringt. Ein wenig Erdung kann nie schaden!
Viel Inspiration zum Schreiben und Nachdenken erhalte ich in der Diskussion oder in Gesprächen mit anderen Pferdefreunden, aber auch beim bloßen Lesen von z. B. Statusmeldungen und Kommentaren auf Facebook. So war auch heute Facebook die Quelle meiner Inspiration.
Ich habe die letzte Stunde damit verbracht, mir eine Reportage anzusehen. Es ging um Pferde, natürlich. Um Pferde in ihrem natürlichen Lebensraum, um das Herdenverhalten und um die Domestizierung des Pferdes. Und auch um das, was der Mensch im Laufe der Zeit so mit Pferden „angestellt“ hat …
Als Resonanz auf den eingestellten Link schrieb jemand, dass er nach dem Sehen des Films wieder weiß, dass er auf dem richtigen Weg ist.
Nachdem ich den Film gesehen hatte und auch schon währenddessen, wurde ich jedoch zunehmend betroffener. Auf einmal blieb von der Bedeutung des Wortes „natural“ nicht mehr viel übrig und mich erfüllte ein Gefühl von Ehrfurcht und tiefer Demut vor dem Wesen Pferd. Wir nehmen den Pferden nahezu alles, um Ihnen dann ein Stück davon zurück zugeben. Und dann besitzen wir noch die Anmaßung zu sagen, all das wäre natürlich? Es ist klar, dass wir die natürlichen Bedürfnisse der Pferde in der heutigen Zeit und im Rahmen der Domestizierung nur annähernd nachstellen, aber selten vollständig erfüllen können. Doch abgesehen von der Haltung, die wir in der Tat so natürlich wie möglich gestalten können, ist nahezu nichts von dem, was wir tun, natürlich. Das Pferd ist nicht erschaffen worden, um dem Menschen zu dienen, es benötigt auch keine durch uns begründete Daseinsberechtigung.
[singlepic id=1374 w=320 h=240 float=left]Wir aber nehmen uns das Recht heraus, uns das Pferd, überspitzt gesagt, zum Untertan zu machen. Dabei finde ich es in letzter Konsequenz auch nicht wichtig, mit welcher Trainingsmethode dieses geschieht. Sicher gibt es hier Wege, die für das Pferd angenehm oder weniger angenehm sind, aber am Ende steht dann doch eine Erwartungshaltung, die wir an das Pferd stellen. Es fühlt sich an, als sei die Erhaltung des Pferdes nur durch den Egoismus des Menschen begründet. Es begann damit, das Pferd als Nutztier zu entdecken. Das Pferd diente einem wirtschaftlichen Zweck, ganz egal ob bei der Arbeit auf dem Feld, im Krieg, auf Reisen oder zum Austragen von Waren und Post. Was wäre der Mensch ohne das Pferd? Und all das wäre gar nicht möglich gewesen, wäre das Pferd nicht so unglaublich tolerant, genügsam und gutmütig wie kaum ein weiteres Wesen im Tierreich.
Heute braucht das Pferd keinen Job mehr machen, außer unsere Freizeit mit Freude zu erfüllen. Und auch hier steht zumeist an erster Stelle unsere eigene Erwartungshaltung. Unser eigener Anspruch, wie das Zusammensein mit unserem Pferd zu sein hat. Wir alle zahlen jeden Monat, jeden Tag eine nicht unerhebliche Summe für diesen Spaß und, es ist irgendwie menschlich, dass man dies im wahrsten Sinne des Wortes nicht „umsonst“ macht, sondern auch eine „Gegenleistung“ dafür erwartet. Für mich ist dies ein ständiger Zwiespalt. Um es mit den Worten des jüngst verstorbenen Hans Heinrich Isenbart zu sagen „Aber vergessen Sie die Pferde nicht!“
Manchmal denke ich mir, ob das alles überhaupt sein muss; muss ich reiten? Muss ich Zirkuslektionen oder Horsemanship machen? Muss ich Kutsche fahren? Wie würde es meinem Pferd wohl gehen, ohne all diese Dinge? An solchen Tagen frage ich mich, ob ich ein schlechter Mensch bin, weil hinter meinen Motiven letztlich nun doch materielle Werte stehen. Ich frage mich auch, manchmal schlechten Gewissens, warum ich mich nicht einfach daran erfreuen kann, mit meinem Pferd zu sein, ganz ohne jeglichen Anspruch und dabei meine ich wirklich, ohne jeglichen Anspruch. Auch das Training mit positiver Bestärkung dient trotz aller Freiwilligkeit zumindest teilweise einem Zweck, dem Erarbeiten von Abläufen, Signalen oder Lektionen. Und auch wer das Training positiv gestaltet, gestaltet das Training!
Eine wirkliche Lösung habe ich an solchen Tagen für mich nicht. Aber helfen tut mir der Wunsch, dass ich die Arbeit mit meinem Pferd in einer Art gestalten kann, in der schon das Training so von Freude und Spaß erfüllt wird, dass es für beide Seiten ein unterhaltsames Zusammensein ist. Weg von Lektionen zum Selbstzweck, hin zur Ganzheitlichkeit für Körper und Geist – meinem und den des Pferdes. Ich möchte Reiten? Dann muss ich dafür sorgen, dass mein Pferd diesem Anspruch nicht nur körperlich gerecht werden kann, sondern auch hier die Motivation eine übergeordnete Rolle spielt. Unter Berücksichtigung der Biomechanik, soweit man von einem nicht für das Tragen ausgelegten Tier überhaupt von Biomechanik sprechen kann und unter Berücksichtigung positiver Lernprinzipien, habe ich eine ganze Menge Möglichkeiten, diesem Anspruch gerecht zu werden.
Dies gilt natürlich stellvertretend auch für alle anderen Beschäftigungen mit dem Pferd. Wir müssen eine gemeinsame Sprache finden und können dem Pferd so eine Sicherheit gewähren, die ihm die Herde in ähnlicher Weise bieten kann. Diese Kommunikation ist frei von Abfolgen und Signalen die fest definiert sind, sie ist etwas sehr individuelles und persönliches zwischen Pferd und Mensch, einzig eine gewisse Zweckmäßigkeit ist von Vorteil. Das natürliche am positiven Training ist für mich somit nicht etwa die Sprache, die am Ende steht, sondern vor allem der Weg dorthin. Denn dieser begründet sich in respektvoller Art und Weise anhand des natürlichen Lernverhaltens des Pferdes und dem Bestreben nach möglichst freiwilliger Mitarbeit und beiderseitigem Einverständnis.
Dies zu berücksichtigen ist im Eigentlichen nicht schwer, aber schwer ist es, seine eigenen Vorstellungen hinten anzustellen und einfach loszulassen.
Beschämend ist es häufig zu sehen, was der Mensch dem Pferd antut und wie sehr er seine Gutmütigkeit ausnutzt und das Pferd für seine Zwecke benutzt und manchmal nahezu missbraucht. Wie sehr er die natürlichen Grenzen und seine Persönlichkeit missachtet. Aber was erwartet man, wo doch Moral und Wertvorstellung heutzutage kaum noch eine Bedeutung zu haben scheinen und Ethik erst im Duden nachgeschlagen werden muss. Man kann dem Einzelnen wohl kaum einen Vorwurf für die Entwicklung der Gesellschaft machen. Auch Selberdenken muss gelernt werden, wo doch Eigenverantwortung ebenfalls nur noch geringfügig gefragt ist.
Dem Pferd mit Ehrfurcht, Demut und Respekt zu begegnen ist sicherlich nicht der bequemste Weg, denn er verlangt uns eine ganze Menge ab. Früher, als ich noch nicht so viel darüber nachgedacht habe, als ich weniger wusste, war ich oft ähnlich glücklich wie heute. [singlepic id=1376 w=320 h=240 float=right]Damals konnte ich aber auch nicht beurteilen, wie es meinem Pferd dabei geht. Heute denke ich mehr nach, manchmal zu viel, und habe auch ein größeres Wissen, aus dem ich schöpfen kann. Ich schätze Momente wie diesen, denn Sie bringen mich zurück auf den Boden der Tatsachen und dazu, manchmal ganz zurück zum Anfang zu gehen und alles in Frage zu stellen – und sei es nur, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass es sich richtig anfühlt, was ich tue. Mein Tun zu beurteilen liegt dabei in letzter Konsequenz nicht bei mir, es ist auch nicht wichtig, was andere über mich denken, der einzige, der sich wirklich ein Urteil über mich und meine Fähigkeiten erlauben kann, ist mein Pferd! Und wenn ich ihm in die Augen sehe, sehe, wie selbstsicher und voller Freude er sich in der Arbeit mit mir gibt, dann glaube ich, seine Antwort zu kennen.
Wow!!
Ich weiß gar nicht so recht, wie ich anfangn soll ^^ Ich bin total fasziniert, über die Art, wie du über deine Arbeit sprichst! Mit Sicherheit hilft das, was du ier geschrieben hast, sehr vielen Menschen beim „drüber nachdenken“! Es gibt leider viel zu wenige, die sich solche wichtigen Gedanken machen, diese Menschen kümmern sich leider nur noch um das, was bei Turnieren etc. raus kommt…Wie es dem Pferd dabei geht, wird meist nicht erkannt! Viele Pferde gelten nur als „Gerät“ und durch die Arbeit mit deinem Pferd, sehen auch diese Leute, was wirklich wichtig ist…
Die Liebe, wie du mit deinem Pferdchen umgehst und was s dir im Gegenzug zurückgibt, ist atemberaubend 🙂
Viele liebe Grüße, mach weiter so!
Du sprichst mir aus der Seele. Nur dass ich nicht immer die Möglicheit habe, mit dem Pferd so umzugehen, wie ich es gerne hätte, da ich „nur“ eine Reitbeteiligung habe. Mit einem eigenen Pferd würde ich vielleicht auch einiges anders machen.
Aber zu der Frage, ob wir unbedingt reiten müssen, fällt mir immer das Gleiche ein. Wir halten Pferde gefangen, damit wir Spaß haben. Nur, was wäre, wenn wir uns auf eimal nicht mehr kümmern würden? Würden Pferde ohne uns Menschen klarkommen (hier in Deutschland)? Sie sind ja größtenteils abhängig geworden von uns Menschen. Natürlich sind wir Schuld daran, aber wir können nicht mehr ändern, was unsere Vorfahren angestellt haben. Wir können nur die Verantwortung tragen und den Pferden ein möglichst pferdewürdiges Leben ermöglichen.
[…] https://www.motionclick.de – Today, 12:12 AM […]
Heinz Welz hat mal gesagt es sollte nicht „natural“, sondern „cultural“ Horsemanship heißen… Aber ich verstehe nur zu gut was Du meinst – erst recht seit ich an ein Pferdchen geraten bin, das nur dann bereit ist etwas mit mir zu machen, wenn ich eben keine Erwartungshaltung habe…
Und auch das konnte ich erst dadurch erkennen, dass sie bei einer Freundin, die völlig ohne Erwartungshaltung, einfach nur bei ihr sein wollte, wie ausgewechselt war. Seit ich versuche keine Erwartungen mehr an sie zu haben, ist unser Zusammensein auf einem ganz neuen Level…
Wahnsinn 🙂
Echt klasse. Ich liebe deine Seite und deine Berichte die ich hier lese.
Ich finde es klasse was du und dein Pferd erreicht haben und ich finde es echt klasse, dass du dir solche Gedanken machst. Das fehlt oft im Pferdesport oder im allgemeinen Umgang mit Pferden.
Viele haben ihre Pferde ohne sich Gedanken zu machen ob dass was sie tun richtig ist.
Es ist wirklich toll, dass du zeigst, über was man sich Gedanken machen muss und uns mit deiner Seite deine Arbeitsweise näher bringt, von der ich bis ich deine Seite kann nichts gehört hatte. Clickern mit Pferden ist ja nun mal nicht Gang und Gebe. Aber ich denke dass es ein guter Weg ist. Clickern und NHS und natürlich viel Spaß und Freude an der Arbeit für beide Seiten! Ich hoffe sehr, dass ich bald mal einen Kurs von dir miterleben kann, wenngleich auch nur als Besucher
LG und weiter so
Mit Interesse habe ich deinen Beitrag gelesen.
Das was du im drittletzten Absatz über Natural Horsemanship schreibst möchte ich als Full-Time- Horsemanshipler 😉 gerne aus meiner Sicht kommentieren.
Eigentlich spricht man im Natural Horsemanship davon, dass NH eine Philosophie ist. NH wird als Philosophie bezeichnet, weil es eben nicht nur eine Summe der Techniken und des Verständnisses sein soll, sonderen eben weil hier auch hinterfragt wird, was wir dem Pferd zu bieten haben. Es wird sogar gefordert, dass wir dem Pferd etwas bieten, nämlich: Sicherheit, Bequemlichkeit (iSv keine Überforderung, Pausen), Spiel und was leckeres zum Essen. (Hierarchie der Motivationen von Pat Parelli).
„Horses Don’t Care How Much You Know Until They Know How Much You Care“ (ebenfalls P.Parelli)
Hier geht es eben essentiell um innere Werte. Deshalb kann man m.M. nach nicht fragen:
„Muss ich Zirkuslektionen oder Horsemanship machen?“
Zirkuslektionen MUSS man nicht machen, aber NH (wenn man mit Pferden zu tun haben will und sie liebt) eben per Definitionem schon. Ob dann ein P davor steht oder nicht, bleibt mal ganz dahingestellt.
Dahingestellt möchte ich auch lassen, ob überhaupt alle NHler die herumlaufen verstanden haben, dass sie an einem philosophischen Projekt teilnehmen. Und falls sie es verstanden haben bleibt weiterhin offen, ob sie sich immer daran halten.
Denn das ist – wie du in deinem Beitrag schreibst – oft schwer. Ich glaube, da kommt jeder der nachdenkt, immer wieder an seine Grenzen.
Sehr schön finde ich den Absatz übers Reiten. Schade dass sich so wenige Leute die Mühe machen, diese Überlegungen bei ihrem Reiten ernstzunehmen. Es wird immer nur auf das Äußere geschaut. Und selbst wenn dieses gut ist, biomechanisch perfekt ist, selbst dann kann es sehr un-korrekt aus Pferdesicht sein. Einfach weil die Intention nicht stimmt, und das spüren die Pferde. Viele Pferde sind bei korrekter Technik bereit, gnädig mit ihrem Menschen zu sein. Aber wer einmal den Unterschied zwischen einem gnädigen Pferd und einem Pferd, das Einsatz für die Sache zeigt, gespürt hat, kommt wohl nicht mehr davon weg, genau das immer wieder zu suchen.
Liebe Grüße von der Koppel und von Natural Friends
Ein schöner Kommentar, danke, Sigrid 🙂
Nur um kurz noch mal zu vervollständigen, bzgl. des „MUSS“ Ich NH oder Zirkus machen, bezog sich eher darauf, ob man überhaupt zivilisiert etwas machen muss, oder das Pferd einfach Pferd sein lassen sollte, sicherlich ist NH eine Philosophie, das sehe ich ganz genau so. Aber für mich stellt NH genau so einen Eingriff dar wie auch andere Arbeit, vielleicht fairer, aber doch Training welches Signale konditioniert, schließlich werden die Pferde nicht mit „Knöpfen“ geboren 😉
Liebe Sady,
ich bin gerade auf deine Seite gestoßen und bin ganz begeistert von deiner Sicht der Dinge, die mir aus dem Herzen spricht. Das Hinterfragen unserer Motivation und der Hintergründe rückt vieles wieder ins richtige Licht… So wie du es am Ende deines ARtikels sagst, zeigen uns vor allem die Augen unserer Pferde, ob wir auf dem richtigen Weg sind.
Liebe Grüße, Corinna
Ich bin begeistert! Durch Zufall vor dem ersten Kundenauftrag durch Facebook gestöbert, auf deine Seite gestoßen, völlig begeistert mit dem ersten Tee in der Hand deinem Audiobeitrag gefolgt und schwer berührt. Emotionen haben mich gerade spontan aus den Socken gehauen und ich werde dir und deinen Beiträgen weiter folgen! 🙂
Liebe Grüße Kathi
Die Pferde sind nicht als freie Wesen bei uns, sondern sie sind abhängig – das ist die Grundwahrheit. Aber wir Menschen sollten uns bemühen, ihnen im täglichen Umgang soviel Raum wie möglich für ihre Wesensart und ihre Individualität zu geben. Das heißt, sie nicht nur die Dinge „machen zu lassen“, die w i r gerne von ihnen wollen, sondern auch diejenigen, von denen wir wissen, dass s i e sie wollen – also grasen lassen, raus in die Natur (wenn der Reitstall nicht gerade im Stadtzentrum ist, sonst immer!), sie mit Artgenossen zusammenkommen und spielen und Pferdekraulen lassen. Und bei der Mensch-/Pferd-Beschäftigung darauf achten, dass auch die Pferde ihre Freude an der Arbeit haben, sie motiviert sind und bleiben. Nicht zu lange das Gleiche tun, nicht die Konzentrationsfähigkeit überfordern und stur in unendlichen Zirkeln in der Halle jeden Funken Motivation abtöten – bis nur noch eine seelenlose Kreatur die Befehle mechanisch ausführt. Wenn das Pferd für die meisten von uns Freizeitbeschäftigung ist und damit das Pferd Freizeitpartner, dann sollten wir die Freude und den Spaß miteinander, aber auch das gegenseitige Vertrauen in den Mittelpunkt stellen. Wie in einer guten Beziehung eben.
Weitere Überlegungen dieser Art finden sich „schön verpackt“ im Büchlein „Vergiss die Dominanz! Eine Bilderfibel zum freundschaftlichen Umgang von Mensch und Pferd“.
Liebe Sady,
Danke für den wundervollen Beitrag!! Welch „Zufall“ dass ich genau heute darauf gestoßen bin.
Als ich heut morgen zur Koppel lief und meinen Kleinen seelenruhig fressen sah, bekam ich ein richtig schlechtes Gewissen.In der Hand sein Stallhalfter mit dem Willen,heute einen schönen Ausritt zu haben. Als ich auf ihn zuging und er mich dann noch freudig anblubberte, wurde mein Gewissen noch schlechter.
Wir als Mensch, als „höher“ gestelltere Art,(und ich selbst,will mich nicht höher,als andere Lebewesen stellen,jedoch wird so eben immer geredet),nehmen uns heraus, über das Leben anderer Mitlebewesen zu entscheiden.
Ich machte mir auch Gedanken darüber,wie das so bei uns im Leben ist. Da gibt es auch Menschen, die „Höher“ sind als wir, die auch über unsere Arbeitszeiten entscheiden, entscheiden wo wir wohnen dürfen,wieviel Steuern wir zahlen und wieviel das Benzin morgen kostet. Auch auf uns lastet also immer ein gewisser Druck, bei dem angeblich „freiem“ Leben,wovon man als Ideal immer spricht.
Auch ich begebe mich seit vielen Jahren im „Natural Horsemanship“-Kreise, auch ich weiß, dass man dem Pferd, entweder durch positive Bestärkung oder, wie Pat, durch nachlassen unangenehmen Druckes, nichts anderes beibringt, als uns zu folgen.
Seit ich meinen Artax habe, arbeite ich mit ihm nach NHS und habe ihn dadurch innerhalb von 2 Monaten mit seinen 16 Jahren zum reitbaren Freizeitpferd gemacht. Trotz all dem, was ich damit von ihm abverlange, zu meinem eigenen Vergnügen, freut er sich jeden Tag aufs Neue, mich zu sehen.
Vielleicht ist es die Tatsache, dass ich ihm, trotz der Erwartungen an ihn, soviel Komfort,Sicherheit,Spaß und Wohlbefinden biete, wie mir nur möglich ist.
Vielleicht wären auch wir an manchen Tagen glücklicher darüber, wenn auch unsere Chefs so denken würden? 😉
Ich finde es ein sehr kritisches Thema und ich für mich selbst, stell mir diese Frage immer wieder,ohne, wenn ich ehrlich bin, auf eine zufriedenstellende Antwort zu kommen…..
Deine Beiträge sind echt überragend! Ganz prima!
Gratulation zu diesem Text …… mutig und ehrlich !!!!