Dieser Artikel wurde am 22. März 2022 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!
„Pausen“ sind ein häufig unterschätztes Mittel im Training. Doch das Verständnis von „Pause“ ist sehr vielfältig. Je nach Trainingsansatz unterscheidet sich die Bedeutung einer Pause sehr deutlich. Während im konventionellen Training mit negativer Verstärkung eine Pause häufig eine Belohnung darstellen soll, bedeutet Sie im Training mit positiver Verstärkung für das Pferd unter Umständen das genaue Gegenteil, kann also sogar eine Strafe darstellen. Es ist also wichtig, sich mit dem Thema Pause, und was Pause ist oder nicht ist, kann oder nicht kann, einmal näher auseinander zu setzen.
Definition von „Pause“
Zuerst sollten wir einmal per Definition festhalten, was eine Pause überhaupt ist. Das Online-Lexikon Wikipedia beschreibt Pause folgendermaßen: „Eine Pause ist die zeitlich begrenzte Unterbrechung eines Vorgangs.“ Hieraus ergibt sich also noch keine Wertigkeit, also eine Pause ist per Definition erst einmal weder „gut“ noch „schlecht“.
Wie eine Pause vom Pferd angenommen wird, orientiert sich an verschiedenen Faktoren. Maßgeblich sind hier Trainingsaufbau und Bedürfnisse des Pferdes.
Im Training mit negativer Verstärkung wird Pause oft als Belohnung genutzt. Dies setzt jedoch voraus, dass das Pferd das vorangegangene Verhalten nicht gerne ausführt oder das vorangegangene Ereignis etwas Unangenehmes darstellt. Im Training mit positiver Verstärkung ist die Bedeutung der Pause vor allen Dingen davon abhängig, wann und wie die Pause umgesetzt wird. Auch die Unterscheidung zwischen „Pausen“ als direkte Konsequenz auf ein Verhalten, um dieses nachhaltig zu beeinflussen und Pausen als „Regeneration“ ist sinnvoll.
Erholungspausen – Pausen zur Erholung
Im Training fordern wir unser Pferd sowohl geistig als auch körperlich. Genau wie wir Menschen, tritt demnach nach einiger Zeit eine Ermüdung ein, die ein Weiterlernen erschwert. Ein wichtiges Element, um das Pferd auch während des Trainings motiviert und aufnahmefähig zu halten, sind hier Erholungspausen. Die Pause soll hierbei für das Pferd körperliche und geistige Erholung sein.
Das bedingt, dass wir dem Pferd während einer solchen Pause keine anstrengenden Lektionen abverlangen. Beliebt ist es, das Pferd ein oder mehrere Runden entspannt am langen Zügel oder Seil gehen zu lassen. Das kann funktionieren, wenn das Pferd sich hierbei nicht anstrengen braucht und das Verhalten schon gut etabliert ist. Wenn wir im Schritt noch an den Grundlagen arbeiten oder es häufig zu Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Wunsch des Menschen und dem des Pferdes kommt, sollte man hierbei jedoch auf andere Möglichkeiten zurück greifen. Manchmal macht es Sinn, einfach für einen Moment stehen zu bleiben oder sogar abzusteigen. Wichtig ist, dass das Pferd in dieser Zeit das Gelernte verarbeiten kann und sich nicht anstrengen muss, damit auch die Muskulatur sich erholen kann. Nur so kann die Pause zur Erholung werden. Es ist also wichtig, Erholungspausen auf das jeweilige Pferd abzustimmen, damit diese auch wirklich eine Erholung für das Pferd sind.
Entspannungspausen im Training mit positiver Verstärkung
Entspannungspausen im Training mit positiver Verstärkung sind ein sinnvolles und wichtiges Mittel, da das Training für das Pferd sehr anspruchsvoll und anstrengend ist. Sie sind allerdings nicht „naturgegeben“, sondern müssen gezielt und langfristig trainiert werden, bevor Sie für das Pferd wirklich selbstverständlich, erholend und entspannend sind und so Ihrer Bezeichnung gerecht werden.
Zu Beginn des Trainings, sollten die Trainingseinheiten und Pausenzeiten nur kurz sein. Es empfiehlt sich z. B. 2 Minuten zu trainieren und dann mindestens 2 Minuten Pause zu machen. Die Pause kann so begonnen werden, bevor Sie benötigt wird und das Pferd sich nicht mehr konzentrieren kann. Auch fällt der Übergang vom Training zur Pause so deutlich leichter.
Damit das Pferd sich auf die Pause einstellen kann und diese später abrufbar ist, sollte diese mit einem eindeutigen SignalEin Zeichen bzw. ein Reiz, der für das Tier eine Bedeutung hat und ein Verhalten auslöst oder einen emotionalen Status hervorruft. Ein Signal kann z. B. ein physischer Reiz sein, gekennzeichnet werden. Hierzu kann ein Stimmsignal dienen, oder auch ein Körpersignal. Sehr wahrscheinlich ist auch der Kontext für das Pferd entscheidend. Ich leite also die Pause mit einem SignalEin Zeichen bzw. ein Reiz, der für das Tier eine Bedeutung hat und ein Verhalten auslöst oder einen emotionalen Status hervorruft. Ein Signal kann z. B. ein physischer Reiz sein, ein und stelle mich an den Rand des Reitplatzes oder lasse das Pferd dort grasen. In jedem Fall ist es zu Beginn sinnvoll, den Trainingsraum zu verlassen. In dieser Zeit bedeute ich dem Pferd, dass es „Freizeit“ hat und ich keine Forderungen stelle. Sehr gut geeignet sind „Heupausen“, bei denen das Pferd frei über bereits bereit gestelltes Heu verfügen kann. Generell wird eine Erholungspause dann für das Pferd „sinnvoll“, wenn es etwas gibt, mit dem es sich alternativ beschäftigen kann. Auch eine deutliche Differenz zwischen „Verstärker im Training“ und „Verstärker in der Pause“ macht einen Übergang zu Beginn schwierig. Wenn das Pferd im Training hochfrequent mit hochwertigem Futter belohnt wird, ist die Pause mit niedrigwertigem Heu natürlich zunächst ebenfalls nicht so erstrebenswert. Im Training sollte man also all diese Faktoren berücksichtigen.
Wenn ich die Pause beende, signalisiere ich dem Pferd durch ein ebenso eindeutiges SignalEin Zeichen bzw. ein Reiz, der für das Tier eine Bedeutung hat und ein Verhalten auslöst oder einen emotionalen Status hervorruft. Ein Signal kann z. B. ein physischer Reiz sein, oder Ritual das Ende der Pause und nehme die Kommunikation wieder auf. Die Pause sollte zu einem Zeitpunkt wieder aufgenommen werden, an dem das Pferd sich „ruhig und gesittet“ verhält, so dass nicht ungewollte ein falsches Verhalten verstärkt wird.
Die Länge einer solchen Pause sollte ausreichend sein, damit das Pferd sichtlich erholt ist.
Ein so konditioniertes, funktionierendes „Pausenmanagement“ sichert uns in der Pause ein Maximum an Entspannung und Erholung und ein frisches Weiterarbeiten können danach.
Begleitete Pausen mit dem Menschen
Ist es nicht möglich, die Pause ohne den Menschen zu etablieren, weil die örtlichen Gegebenheiten dies nicht hergeben oder das Pferd zu gestresst ist, können zur Erholung auch begleitete Pausen eine Möglichkeit sein, die jedoch in Ihrer Wirkung zunächst nicht an die Qualität von „freien Pausen“ heranreichen werden. Hierzu kann man das Pferd während der Pause zum Beispiel sehr ausgiebig Kraulen oder in größer werdenden Abständen ein Ruheverhalten verstärken.
Auch sehr leichte Verhaltensweisen, die für das Pferd nicht anstrengend sind und die es gerne ausführt, können eine Option sein, dem Pferd im Training Erholung zu verschaffen. Diese haben jedoch oft auch einen Verstärkungscharakter und können u. U, dazu führen, dass das Pferd die Pause erstrebenswerter findet, als das Training zuvor, da diese ja ein sehr leichtes Training ist und keine „echte“ Pause.
Pausen für den Menschen – Resetknopf fürs Training
Ein Pausensignal und ein Pferd, welches eine Pause dankbar annimmt und diese nicht als etwas „Unangenehmes“ empfindet, sind ein wahrer Segen für den Menschen. Häufig vergessen wir im Training, dass auch wir nur über eine begrenzte Konzentrationsspanne verfügen und versäumen so, auch für uns rechtzeitig eine Pause einzulegen. Meistens macht sich dies erst bemerkbar, wenn die Fehlerquote höher wird. Aber auch Trainingsfehler, die einer Überarbeitung des eigenen Trainingsplans bedürfen, sind ein Grund, zügig eine Pause einzulegen. Ein gutes Pausenmanagement gibt uns die Option, jederzeit eine Pause einzulegen und so einen „Resetknopf“ zu haben, weitere Trainingsfehler zu vermeiden, das Training zu überdenken und nach der Pause wieder neu zu starten.
Belohungspausen – Pausen als Bestärkung
Im Gegensatz zu Erholungspausen, sollen „Belohnungspausen“ eine Verstärkerfunktion übernehmen und so unmittelbar dazu beitragen, das vorangegangene Verhalten zu verbessern. Eine solche Pause findet man generell eher im konventionellen Training oder im klassischen Horsemanship, denn sie geht damit einher, dass das Pferd die Pause als erstrebenswert erachtet.
Pausen als Belohnung im konventionellen Training
Eine Belohnung ist nur dann eine Belohnung im Sinne einer Bestärkung, wenn sie dazu führt, dass das Verhalten häufiger auftritt (sich verbessert). Damit dies der Fall ist, muss zunächst einmal ein Bedürfnis bestehen. Dies ist bei Futter als Belohnung nahezu immer der Fall, da unsere domestizierten Hauspferde fast immer Hunger haben – und sei es nur auf Abwechslung oder „hochwertigere“ Kost. „Komfort“ als Belohnung kann jedoch nur dann funktionieren, wenn unmittelbar davor „Diskomfort“ bestand. Umgangssprachlich könnte man Diskomfort auch mit Unwohlsein bezeichnen. In den meisten Fällen wird das Unwohlsein durch das Hinzufügen von Druck entstehen. Führt das Pferd die Übung aus, tut es das, weil es weiß, dass der Druck aufrechterhalten oder erhöht wird, wenn es das nicht tut. Das eigentliche Bedürfnis des Pferdes ist hier nicht das Erlangen von Komfort/Pause, sondern das „Loswerden“ des Diskomfort oder das Vermeiden/Entfernen eines aversiven Reizes. Auch ein Streicheln oder mit Futter belohnen kann den Umstand nicht ändern, dass das Pferd zunächst reagiert, um seinen unwohlen Zustand zu ändern. Sicherlich kann man die „Pause“ nach dem erwünschten Verhalten hierdurch etwas aufwerten, doch solange ich bereit bin, Druck anzuwenden und aufrecht zu erhalten oder zu erhöhen, bis das Pferd das gewünschte Verhalten zeigt, bleibt es eine negative VerstärkungNach einem Verhalten wird ein unangenehmer (aversiver) Reiz (z. B. in Form von physischem Druck wie „antippen“ mit der Gerte) entfernt und bewirkt, dass das zuvor gezeigte Verhalten häufiger auftritt. Im schlimmsten Fall bringen wir das Pferd in eine emotionale Zwickmühle, weil es zum einen unangenehme Folgen befürchtet, wenn es nicht reagiert, zum anderen aber am Ende eine Belohnung lockt, in Form von Futter oder Kraulen. In diesem Fall kann es dazu führen, dass Druck nicht mehr als so negativ empfunden wird und die Belohnung durch die Vermengung an Wert verliert (Siehe auch Artikel zum „Mischen“ von positiver und negativer Verstärkung)
Es ist nicht zu verurteilen, dass man sich diese Möglichkeiten im Training offen hält, denn ein (leider immer noch zu) großer Teil des täglichen Umgangs mit dem Pferd beruht vielerorts darauf, dass es dem vom Menschen gemachten Druck weicht. Nicht korrekt ist jedoch die Annahme, dass nur diese Form von Training artgerecht wäre und eine Pause als Belohnung vom Pferd viel besser angenommen würde als z. B. Futter. Ob man eine solche Pause nach erfolgter negativer VerstärkungNach einem Verhalten wird ein unangenehmer (aversiver) Reiz (z. B. in Form von physischem Druck wie „antippen“ mit der Gerte) entfernt und bewirkt, dass das zuvor gezeigte Verhalten häufiger auftritt als Belohnung empfindet, muss jeder für sich selbst entscheiden. Für mich ist sie das unter den oben genannten Umständen nicht. Ich bezeichne dies eher als „aufgewertete Erholung“. Ob das Pferd sich in einer solchen Situation überhaupt erholen oder entspannen kann, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab und ist nicht pauschal zu beantworten.
Pausen als Verstärker im Training mit positiver Verstärkung
Bedingt durch den Umstand, dass das Pferd das Training generell als etwas Erstrebenswertes empfindet, sind Pausen als Verstärker im positiven Training eher als eine Aneinanderreihung von weiteren, erstrebenswerten Ereignissen zu sehen und nicht im klassischen Sinne einer definierten „Pause“.
Jedes Pferd hat Übungen, die es zunächst einfach weniger gerne ausführt, weil sie z. B. besonders anstrengend sind oder nicht den Vorlieben des Pferdes entsprechen. Tut es das Pferd dann doch, dann, weil es sich dafür entscheidet, die Anstrengung auf sich zu nehmen, da am Ende eine Belohnung winkt. Pause im Sinne von „Nichsttun“ allein als Bestärkung funktioniert hier demnach nicht, da eine solche Pause um Längen weniger wertig ist, als das Training. Sie reicht einfach nicht als Anreiz aus, die Anstrengung auf sich zu nehmen.
Was sich alternativ jedoch relativ gut einbauen lässt, sind Pausen als „Pause von schweren Lektionen“, bei denen wir das Pferd durch bereits etablierte und hochverstärkte Übungen oder Verhaltensweisen mit nachfolgenden Verstärkern zusätzlich „unterhalten“. Auf ein schweres, vom Pferd gezeigtes Verhalten folgt – nach dem eigentlichen Verstärker – eine weitere Lektion, die das Pferd gerne ausführt und für die es sich lohnt, zu arbeiten. Bei diesem Prinzip spricht man vom „Premack Prinzip“, zu dem ihr auf hier bereits einen ausführlichen Artikel findet.
Hat das Pferd die Lektion gelernt, kann man nach erfolgreicher Lektion durchaus auch eine Pause einlegen, die wir dann durch weitere Verstärker, wie Kraulen, aufwerten. Doch auch hier sollte man ehrlich sein, ist nicht die Pause die Belohnung, sondern dass, was die Pause als Belohnung aufwertet. Und das kann nur sein, was das Pferd unbedingt haben möchte, so dass es sich auch weiterhin lohnt, dafür zu arbeiten.
In der Praxis ist eine Pause als Verstärker im Training mit positiver Verstärkung also komplex und hat eher einen ergänzenden Charakter. Als konkreter Verstärker für das gezielte Verstärken von Verhalten eignet sie sich daher nur bedingt.
Pausen als Strafe – Stille Treppe für Pferde
Arbeite ich im Training mit positiver Verstärkung, arbeitet das Pferd gerne mit und das Training und die Verhaltensweisen sind generell etwas für das Pferd Angenehmes. Das bedeutet, dass Pause für das Pferd zunächst nicht erstrebenswert ist, da es sich hier keine weiteren Belohnungen erarbeiten kann. Das Entfernen von etwas Angenehmen bezeichnet man dann als negative Strafe, wenn das zuvor gezeigte (das bestrafte) Verhalten zukünftig weniger häufig gezeigt wird. Breche ich also das Training ab und „verordne“ dem Pferd Ruhe, kann die von uns verlangte Pause schnell auch als negative Strafe wirken und sich so auch auf das vorangegangene Verhalten auswirken und dieses schwächen. So erlebt man im Training mit positiver Verstärkung zum Beispiel häufig, dass das Pferd den Trainingsort auf einmal nicht mehr verlassen möchte, da dies das Ende des Trainings bedeutet, während dies im konventionellen Training oft genau umgekehrt ist. Auch Zeichen von Frustration oder Stress treten bei einer plötzlichen Trainingsunterbrechnung häufig auf, insbesondere, wenn diese nicht etabliert sind und sinnvoll eingeleitet werden.
Während die Pause im letzten Beispiel eher unbewusst oder ungewollt angewandt wurde, gibt es aber durchaus auch Situationen, in denen Pause auch bewusst als Strafe eingesetzt wird. In diesem Fall verordnet man dem Pferd als Reaktion auf ein (unerwünschtes) Verhalten eine Auszeit, sozusagen „Stille Treppe für das Pferd“, meistens, in dem der Mensch den Trainingsplatz verlässt und das Pferd alleine zurücklässt. Dies kann ein sehr wirkungsvolles „erste Hilfe Mittel“ sein um zu verhindern, dass sich das unerwünschte Verhalten für das Pferd lohnt. Generell gilt aber auch hier, das Strafe nicht das Mittel der Wahl ist, um ein Verhalten dauerhaft zu verändern. Stattdessen sollte auch der Mensch diese Auszeit nutzen, um sein Training zu überdenken und den Plan so anzupassen, dass das unerwünschte Verhalten zukünftig nicht mehr auftritt, in dem er positiv verstärkt, statt negativ bestraft.
In der Praxis geht die negative Strafe häufig mit Löschung einher, bei der ein zuvor verstärktes Verhalten nicht mehr verstärkt wird. Verlasse ich abrupt den Trainingsort, wird das Pferd zu Recht frustriert reagieren und vermutlich auch entsprechendes Verhalten zeigen. Erwarte ich, dass es sich zur Erholung auf einmal neben mich stellt und döst, während das neben mir stehen sonst regelmäßig verstärkt wird, wird es vermutlich anfange, ungeduldig oder unhöflich zu werden oder wieder zu „betteln“. Meist intensiviert das Pferd dann sein Verhalten uns sehr schnell in einer „Löschung“ und reagiert mit dem so genannten „Löschungstrotz“, den vermutlich jeder von uns schon mal bemerkt hat, ohne es zu wissen. Das Pferd beginnt wieder mit dem Betteln und anstelle von weniger, wird das Betteln auf einmal stärker gezeigt, bevor es irgendwann „gelöscht“ ist und nicht mehr gezeigt wird. Dies kann man in etwa damit vergleichen, dass wir selbst den Knopf der Fernbedienung fester drücken, wenn diese nicht sofort reagiert, bevor wir unsere Bemühungen einstellen, weil wir bemerkt haben, dass einfach die Batterie leer ist. In der Lerntheorie spricht man davon, dass Löschung die einzige „echte“ Option ist, ein Verhalten relativ zuverlässig an seinem Auftreten zu hindern, statt es einfach nur zu unterdrücken, da der dahinter stehende Verstärker geschwächt wird. Löschung führt also sehr wohl auch dazu, dass ein Verhalten gehemmt wird und zukünftig weniger häufig auftritt.
Pause als Strafe im konventionellen Training – oft wenig sinnvoll
Im konventionellen Training kommt Pause zur Bestrafung eher selten zum Einsatz. In einigen Situationen wird der Entzug von Aufmerksamkeit hier als Strafe eingesetzt. Doch vor dem Hintergrund, dass Pause im Training mit negativer Verstärkung eher einen Belohnungscharakter erhält, ist dies wenig vielversprechend. Tritt dennoch eine Besserung ein, ist dies zumeist auf andere Faktoren, wie eine Anpassung des Trainings, zurückzuführen.
Besondere Beachtung sollte hier jedoch die Wiederaufnahme des Trainings nach einer solchen „Zwangspause“ erfahren, da die Wiederaufnahme des Trainings durchaus den Effekt haben kann, dass die Aufmerksamkeit und Beschäftigung mit dem Pferd durchaus einen gewissen Belohnungsaspekt hat. Hier fängt man sich sehr schnell unschöne Verhaltensketten ein, die dann unterm Strich dazu führen, dass das unerwünschte Verhalten kontextbezogen häufiger auftritt. Ein schönes Beispiel ist hier das Betteln am Anbinder. Scharrt das Pferd, entfernt sich der Mensch und entzieht dem Pferd die Aufmerksamkeit. Irgendwann fährt das Pferd dann „schwere Geschütze“ auf und scharrt so stark, dass der Mensch dies nicht mehr tolerieren will oder kann und „schimpft“ mit dem Pferd. Das Pferd erhält so Aufmerksamkeit und lernt, dass es besonders starkes Scharren dazu führt, dass es Aufmerksamkeit bekommt. Auch hier kommt es also zu dem oben genannten Löschungstrotz. Dazu gesellt sich dann noch die variable Verstärkung, bei der sich ein Verhalten nur hin und wieder lohnt. In Kombination mit Löschungstrotz ist dies ein sehr sicheres Rezept, ein Verhalten nachhaltig und dauerhaft zu verankern, so dass man noch lange mit den Folgen zutun hat. Hier sollte man also sehr genau darauf achten, welches Bedürfnis hinter dem unerwünschten Verhalten des Pferdes steckt.
Pause als Chance nutzen
Pausen sind im Training ein wichtiges und häufig unterschätztes Mittel. Wie wir festgestellt haben, ist die Bedeutung von Pause sehr oft abhängig von der Trainingsweise und sehr komplex. Es lohnt sich, sich mit dem Thema Pause auseinanderzusetzen, denn häufig bedenken wir nicht, wie nützlich Pausen richtig eingesetzt sein können. Häufig werden Sie viel zu beiläufig gemacht, oft gibt es für das Pferd (und den Menschen) auch gar keine Pause. Dabei stellen Pausen – gerade auch im Training mit positiver Verstärkung – eine echte Möglichkeit dar, die Trainingsqualität und auch das Trainingserlebnis für Mensch und Tier zu verbessern. Rechtzeitige Pausen beugen Ermüdung und Konzentrationsschwächen vor und haben so eine direkte Auswirkung auf das Training – bei Mensch und Tier. Da Pause jedoch ein sehr weitläufiger Begriff ist, ist es sinnvoll, die eigene Bedeutung von Pause noch einmal zu reflektieren und dann gezielt in seinen Trainingsalltag einzubauen.
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