Dieser Artikel wurde am 3. Juni 2021 aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht!
Heute geht es mal nicht um Lernverhalten von Pferden, sondern um Lernstrategien für Menschen. Da ich mit meinem Gewichtsthema recht offen umgehe, erreichen mich auch immer viele Fragen dazu, was ich so mache. Wichtig ist mir, wie bei den Pferden, dass das ganze wissenschaftlich fundiert ist. Und da ich außerdem ein Bücherwurm bin, habe ich bisher immer sehr gerne „Fettlogik überwinden“ von Nadja Herrmann als Grundlage empfohlen. Nun hat sich – viel zu leise – ein weiterer Buchtipp dazu gesellt: Das Buch „Automatisch abnehmen“ von Dr. Dominik Dotzauer, das ich euch heute vorstellen möchte. Mein persönlicher Gamechanger 20/21 😉
Kennen wir alle, oder? Bisschen zu viel (oder auch ein bisschen mehr) auf den Hüften, man fühlt sich nicht so wohl in seiner Haut. Man hat schon soviel versucht, aber nichts funktioniert dauerhaft? Jo, kenn ich auch! Zu Genüge! Und weil ich wissbegierig bin und es an guten Büchern zum Thema Abnehmen auf dem Markt mangelt, bin ich sehr happy, dass ich auf dieses Buch gestossen bin. Zugegeben, ich habe die Rezension ein bisschen vor mir hergeschoben in dem Gedanken „Ich kann doch keine Rezension für ein Abnehmbuch schreiben, wenn ich noch gar nicht „fertig“ bin mit Abnehmen… und dann bin ich, nach kurzem nachdenken, eigentlich schon total „drin“ im Stoff dieses für mich im wahrsten Sinne des Wortes „Gamechangers“. Denn allein die Tatsache, dass ich dieses Buch seit Wochen immer und immer wieder in die Hand nehme und in der Lage bin mein Verhalten „von außen“ zu betrachten, zeigt, dass sich etwas getan hat und es keineswegs schlecht läuft, nur, weil die Kilos mich nicht so schnell verlassen, wie ich es gerne hätte. Schließlich ist es oft genau das, was uns „Abnehmende“ immer wieder am schlanker werden hindert: Das dranbleiben. Und auch, wenn ich damit gelegentlich unterbreche, so kann ich doch für mich sagen, dass mir die vielen praktischen Tipps und das Mindset des Buches dabei sehr geholfen haben, einen roten Faden zu behalten und mit -12 Kilo in diesem Jahr immerhin schon mal einen Anfang gemacht zu haben 😉
Wissen alleine reicht nicht
Das Wissen, wie Abnehmen theoretisch funktioniert und was ich theoretisch tun muss, darüber könnte ich inzwischen selbst Bücher schreiben. Dass, was mir in der Vergangenheit immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, war die Praxis. Dabei gibt es zwischen dem Verhaltenstraining von Pferden und Menschen doch so viele Parallelen und trotzdem ist man häufig mit sich selbst zu unreflektiert, sein Verhalten einfach zu ändern. Mein altes Verhalten in Zeiten, in denen ich gestresst bin und eigentlich gerade so gar keinen Bock auf Kalorienzählen und Essen planen habe, war, es einfach nicht zu tun. In der Vergangenheit habe ich daher immer auch immer wieder zugenommen. Kein Jo-Jo-Effekt irgendeiner Diät ist daran schuld, sondern einfach die Tatsache, dass ich es nicht geschafft habe, mich selbst richtig zu konditionieren und mein Verhalten zu ändern. Dominiks Buch zeigt hier wunderbar kurzweilig, wie es richtig gehen kann. Meine Ansätze vorher waren schon sehr gut, aber eben nicht immer von Dauer. Doch so langsam finde ich zu einem System, was für mich zu funktionieren scheint. Denn während ich vorher – ohne Kalorienzählen und Aufpassen schon längst wieder einiges zugenommen hatte, konnte ich in den letzten Wochen mein Gewicht zum einen um 12 Kilo erleichtern und dieses zum anderen auch Halten, weil ich ein paar der Dinge offenbar schon umsetzen kann.
Das System muss zu dir passen, damit es funktioniert
Für mich ein wichtiger Punkt in diesem Buch: Finde ein System, dass zu dir passt. Wenn du nicht dranbleiben kannst und es dir nicht dauerhaft gelingt, hast du es offenbar noch nicht gefunden. Ohne das Buch hätte ich sicher schon einiges wieder zugenommen, da ich leider ein emotionaler Esser bin und in schlechten Tagen eben leider auch oft viel und „falsch“ esse. Ich habe mich schlecht und minderwertig gefühlt, weil ich es einfach nicht schaffe, mein Gewicht dauerhaft zu reduzieren. Und auch hier kann ich schon wieder reflektierend „Stopp“ sagen und stelle fest, „Ja, das kann passieren, aber es ist nicht mehr die Regel“. Während ich mich früher einfach für disziplinlos und willensschwach gehalten habe und die Gesellschaft es leider auch schafft, uns einzureden, dass es nur daran liegt, dass wir scheitern, habe ich es nach und nach geschafft, diese schädlichen Selbstvorwürfe abzulegen. Oft kann ich inzwischen in solchen Momenten sagen „Gut, heute war nichts, das lag daran, dass …“ und wenn es richtig gut läuft, dann bin ich danach direkt wieder am Plan. Und ab und an gelingt mir etwas, was ich früher nicht geschafft habe: Ich erinnere mich daran, dass ich Verantwortung übernehmen und mein Verhalten ändern kann. Und wie gut es sich anfühlen kann, wenn man dann das Ergebnis sieht. Willenskraft ist wie ein Muskel, man kann und muss ihn trainieren und das geht nicht von heute auf morgen und braucht etwas Arbeit. Aber je mehr man dafür tut, je mehr neue Verhaltensmuster man etabliert, desto einfacher wird es, dass schwere Gewicht zu stemmen und mehr Wiederholungen zu schaffen, um mal bei der Kraftsport-Analogie zu bleiben. All die Jahre lang habe ich mir leider Verhaltensmuster angewöhnt, die ich mir jetzt nur sehr schwer wieder abgewöhnen kann. Genauso wie mein Gewicht eben auch nicht von heute auf morgen wieder schwindet, egal, wie sehr ich es auch versuche und es mir wünsche. Schwer bedeutet, aber nicht unmöglich. Und wenn es nicht unmöglich ist, dann ist es machbar 😉
Nach einer ausführlichen Einleitung über Ernährung und Nährstoffe, geht es hauptsächlich darum, wie ich wieder Kontrolle über mein Verhalten erlange. Der Ernährungstechnische Part ist dabei nichts neues, sondern eine sehr gelungene und hilfreiche Zusammenfassung aktueller, ernährungsphysiologischer Fakten und deren Anwendung in der Praxis. Es geht um die Grundlagen von Ernährung, Kalorienzielen und Nährwerte. Hier kann keiner das Rad neu erfinden, denn es wurde alles schon einmal irgendwo geschrieben. Auch hier punktet der Autor mit Ehrlichkeit und gibt nicht vor, eine neue Wunderdiät oder „DIE“ Methode zum Wunschgewicht gefunden zu haben. Das ist erfrischend ehrlich und freut mich als Wissenschafts-Fan und Leser von „Fettlogik überwinden“, einem Klassiker, zu dem dieses Buch die perfekte praktische Ergänzung ist.
Auch beim Abnehmen gilt: Übung macht den Meister
Im Praxisteil des Buches geht es direkt ans Eingemachte. Ehrliche und authentische Situationen mit praktischen Verhaltensvorschlägen und Alternativen gespickt. Wie kann ich mit den Angeboten der Kollegen im Büro umgehen? Welche Rolle spielen meine Gefühle und wie kann ich damit umgehen? Wie gehe ich mit Misserfolgen um? Situationen, in denen ich mich wiederfinde und die ich deswegen gut adaptieren kann. Zugegeben, auch deren Anwendung ist nicht „mal eben“ erlernt, aber all die Anregungen und Ideen, wie man in den typischen Situationen reagieren kann, sind hilfreich, wenn man sie immer wieder liest, sie gedanklich und natürlich auch in der Prüfung übt, denn auch hier gilt „leider“: Übung macht den Meister. Es ist dabei nicht wichtig, ob man es jedes Mal schafft, dass man nie mal einen Ausrutscher hat oder sich „falsch“ verhält, denn das gehört zum Prozess. So abgedroschen es klingt „Krone richten und wieder aufstehen“. Stellt euch vor, ihr erlernt ein neues Instrument oder eine neue Sportart? Wie realistisch ist es, dass ihr hierbei nie einen Fehler macht oder euch „verrennt“? Wie realistisch ist es, dass es total einfach ist, wenn man es noch nie gemacht hat? Es besteht eine sehr geringe Chance dazu. Auch hier habe ich dazu gelernt und all die Dinge anzunehmen, die passieren und nach und nach mein Verhalten anzupassen. Das Buch macht nicht automatisch schlank, aber es hilft, Verhaltensmuster aufzubauen, die im besten Fall irgendwann zu Automatismen werden und auf lange Sicht sehr viel nützlicher sind, als kurzweilige Diäten, die man sowieso nicht auf lange Sicht durchhält, wenn man nicht nur ein paar überflüssige Pfunde verlieren möchte.
Sei gnädig und Dir selbst der beste Freund
Insgesamt bin ich vor allen Dingen entspannter geworden. Entspannter im Thema Abnehmen, aber auch und vor allen Dingen gnädiger im Umgang mit mir selbst. Ich messe meine Erfolge nicht mehr in Kilos und Kalorien, sondern darin, dass ich es schaffe, mir gute und hilfreiche Verhaltensmuster anzugewöhnen und nach und nach alte Muster abzulegen. Ich gestehe mir das Lernen zu und erlaube es mir, Fehler zu machen – und danach wieder zu meinem Plan zurückzukehren, statt an mir zu zweifeln und alles hinzuwerfen. Und besonders gut gefällt mir das Bild, dass der Autor mich von mir zeichnen lässt: Sei dir selbst dein bester Freund! Welchen Rat würdest du ihm geben und was würdest du zu ihm sagen, wenn er in der gleichen Situation wäre?
Mein Fazit: Wenn ihr euer Ernährungsverhalten verändern wollt um dauerhaft Gewicht zu verlieren, ist dieses Buch eine klare Empfehlung! Es baut auf fundierten, wissenschaftlichen „Techniken“ auf und setzt da an, wo die meisten anderen Bücher bereits aufhören: an der eigenen Motivation, der Psyche und der Verhaltensänderung. Wer sein Pferd basierend auf lerntheoretischen Grundlagen trainiert und/oder ein Fan von Fettlogik Überwinden ist, der wird an dem Buch viel Freude haben!
Der Vollständigkeit halber möchte ich Erwähnen, dass es sich um ein Rezensionsexemplar für Fachleute handelte. Solltet ihr also im Ernährungs- oder Fitnesssektor tätig sein, könnt ihr euch gerne an den Autor wenden.
Alle anderen können das Buch bestellen auf Amazon, im Buchhandel oder als Ebook unter https://drdotzauer.de/automatisch-abnehmen
Für die noch unentschlossenen hat Dominik einen kostenlosen Mini-E-Mail-Kurs, den ich ebenfalls empfehlen kann.