Startseite > Clickerlexikon

Flooding ist eine Konfrontationsmethode, bei der ein Tier oder Mensch einem angstauslösenden Reiz in voller Intensität ausgesetzt wird, ohne die Möglichkeit zu entkommen. Ziel dieser Methode ist es, dass die anfängliche Stress- oder Angstreaktion nachlässt, weil das Individuum erkennt, dass keine negativen Konsequenzen eintreten. In der Praxis kann Flooding jedoch zu starken Stressreaktionen und langfristigen Verhaltensproblemen führen.

Ein Beispiel ist ein Pferd, das Angst vor einer Plane hat. Bei einer schrittweisen Annäherung im Rahmen einer Desensibilisierung würde die Plane zunächst aus sicherer Entfernung gezeigt, dann langsam bewegt und später nähergebracht, bis das Pferd sie schließlich berühren kann. Bei Flooding hingegen würde das Pferd direkt mit der Plane bedeckt werden und müsste so lange in dieser Situation verharren, bis es keine Reaktion mehr zeigt. Zwar kann es in einigen Fällen scheinbar erfolgreich sein, dass das Tier aufhört, sich zu wehren, doch dies bedeutet nicht, dass die Angst wirklich verschwunden ist. Häufig entsteht stattdessen eine erlernte Hilflosigkeit – das Tier gibt einfach auf, weil es keine Möglichkeit sieht, der unangenehmen Situation zu entkommen.

Flooding ist im modernen Tiertraining aus ethischen Gründen nicht vertretbar, da es das Tier unnötigem Stress, Kontrollverlust und möglichen Traumatisierungen aussetzt. Während Desensibilisierung dem Tier ermöglicht, sich in seinem eigenen Tempo an den Reiz zu gewöhnen, zwingt Flooding es dazu, sich direkt damit auseinanderzusetzen, was zu einer starken Stressreaktion führen kann. Statt einer Gewöhnung kann eine verstärkte Angstreaktion entstehen, wenn das Tier den Reiz mit massiver Überforderung und Kontrollverlust verknüpft.

Im Gegensatz zu Methoden wie Desensibilisierung oder Gegenkonditionierung, die auf eine langfristige Veränderung der emotionalen Reaktion abzielen, basiert Flooding auf einer erzwungenen Konfrontation, die dem Individuum keine Wahl lässt. Während Desensibilisierung nachhaltig zu einer neutralen oder positiven Wahrnehmung des Reizes führt, kann Flooding kurzfristig scheinbar funktionieren, birgt aber das Risiko, dass sich Angst oder Unsicherheit verstärken oder das Tier jegliche Motivation zur Kommunikation verliert. Aus diesen Gründen wird Flooding im modernen Tiertraining als unethisch und riskant angesehen und durch schonendere, effektivere Methoden ersetzt.