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Meideverhalten bezeichnet eine bewusste oder erlernte Strategie eines Tieres, um eine unangenehme oder überfordernde Situation zu vermeiden. Das Tier zeigt ein Verhalten, das dazu führt, dass es gar nicht erst mit dem auslösenden Reiz oder der Aufgabe konfrontiert wird.

Häufig wird Meideverhalten mit negativer Verstärkung in Verbindung gebracht, wenn ein Tier lernt, durch ein bestimmtes Verhalten einen unangenehmen Reiz zu verhindern. Doch Meideverhalten kann auch im Training mit positiver Verstärkung auftreten. Ein Pferd, das sich einer gestellten Aufgabe nicht gewachsen fühlt, kann beispielsweise anfangen, sich abzuwenden, den Kopf abzuwenden oder scheinbar „unaufmerksam“ zu sein.

Meideverhalten im Training mit positiver Verstärkung:

  • Überforderung: Wenn das Pferd die Aufgabe nicht versteht oder die Anforderungen zu schnell gesteigert wurden, kann es versuchen, sich der Situation zu entziehen.
  • Physische Einschränkungen oder Schmerzen: Ein Pferd, das Schmerzen hat, wird möglicherweise ein an sich gut gelerntes Verhalten nicht mehr ausführen. Es kann sich abwenden, in eine andere Richtung gehen oder auffällige Alternativverhalten zeigen.
  • Unklarheit in der Kommunikation: Wenn das Pferd nicht versteht, was erwartet wird, kann es Frustrationssignale zeigen und versuchen, der Situation zu entgehen.

Beispiele aus der Praxis:

  • Ein Pferd, das durch positive Verstärkung das Anheben der Hufe gelernt hat, weicht plötzlich aus oder hebt den Huf nur noch zögerlich, weil es Schmerzen hat.
  • Ein Pferd, das über Shaping gelernt hat, sich auf ein Target zuzubewegen, zeigt plötzlich übersprungene Verhaltensweisen wie Gähnen oder Scharren, weil die Anforderungen zu schnell gesteigert wurden und es sich zurückziehen möchte.
  • Ein Pferd, das immer gerne mitgearbeitet hat, beginnt, sich während der Trainingseinheit von selbst zu entfernen oder auf den Trainer nicht mehr zu reagieren.

Warum ist das Erkennen von Meideverhalten wichtig?

  • Es kann auf Überforderung oder mangelndes Verständnis hinweisen.
  • Es kann ein Hinweis auf Schmerzen oder physische Einschränkungen sein.
  • Es zeigt, dass das Pferd Strategien entwickelt, um sich unangenehmen oder unklaren Situationen zu entziehen.

Ein achtsamer Umgang mit Meideverhalten im Training mit positiver Verstärkung hilft, frühzeitig Probleme zu erkennen, die Kommunikation zu verbessern und sicherzustellen, dass das Pferd sich im Training wohlfühlt. Meideverhalten ist nicht nur eine Reaktion auf aversive Reize, sondern kann auch ein Zeichen dafür sein, dass ein Pferd eine Aufgabe nicht bewältigen kann oder Unterstützung braucht.