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NILIF („Nothing in Life is Free“) ist ein Trainingsprinzip, bei dem ein Tier alle Ressourcen wie Futter, Sozialkontakt oder Aufmerksamkeit nur durch das Zeigen eines gewünschten Verhaltens erhält. Der Ansatz wurde ursprünglich in der Hundeerziehung populär und später auf andere Tierarten übertragen. Dabei wird das Tier angehalten, sich durch aktives Verhalten Zugang zu Futter oder anderen Belohnungen zu verdienen, anstatt diese einfach zur Verfügung zu haben. In der strikten Anwendung bedeutet das, dass das Tier außerhalb des Trainings keinen freien Zugang zu Futter hat, sondern jede Mahlzeit durch eine Aufgabe erarbeiten muss.

Während NILIF in der Vergangenheit als effektive Methode zur Verhaltenskontrolle galt, wird es heute zunehmend kritisch betrachtet. Ein Problem dabei ist, dass das Tier in eine permanente Ressourcenabhängigkeit gebracht wird und keine echte Wahlmöglichkeit hat. Gerade wenn Grundbedürfnisse wie Nahrungsaufnahme oder Sozialkontakt nur über Training zugänglich sind, kann dies Stress verursachen und das Wohlbefinden negativ beeinflussen. Ein weiteres Risiko besteht darin, dass das Training nicht mehr auf freiwilliger Mitarbeit, sondern auf Notwendigkeit basiert, da das Tier auf das Training angewiesen ist, um Zugang zu essenziellen Ressourcen zu erhalten.

Moderne Trainingsansätze wie Choice & Control oder Contra-Freeloading setzen stattdessen auf die Deckung der Grundbedürfnisse, sodass das Tier aus intrinsischer Motivation lernt und nicht aus Mangel heraus handelt. Ein erfolgreiches Training basiert auf Verlässlichkeit, positiver Erwartung und der freiwilligen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier. Da NILIF in seiner strengen Form diese Aspekte nicht berücksichtigt und dem Tier die Wahlmöglichkeiten nimmt, gilt es heute als veraltet und ethisch fragwürdig.