Startseite > Clickerlexikon

Der Overjustification Effect (Überlagerungseffekt) beschreibt das Phänomen, dass eine zu häufige oder übermäßige extrinsische Belohnung dazu führen kann, dass eine zuvor freiwillig gezeigte Handlung an Bedeutung verliert oder nur noch aufgrund der Belohnung ausgeführt wird. In der menschlichen Psychologie wird diskutiert, dass Belohnungen eine ursprünglich intrinsisch motivierte Tätigkeit verdrängen können, sodass die Motivation nachlässt, wenn die Belohnung ausbleibt.

Im Pferdetraining spielt dieser Effekt jedoch eine untergeordnete Rolle, da die meisten erwünschten Verhaltensweisen im Zusammenspiel mit dem Menschen nicht von Natur aus intrinsisch motiviert sind. Pferde müssen diese Verhaltensweisen erst lernen und profitieren von gezielter, extrinsischer Verstärkung durch Futterlob, Streicheleinheiten oder Erleichterung von Druck. Die Vorstellung, dass Pferde eine bestimmte Aufgabe „freiwillig“ oder aus eigenem Antrieb ausführen, entspricht nicht der Realität des Trainingsalltags, in dem Verstärkung eine zentrale Rolle spielt.

In der Wissenschaft wird kontrovers diskutiert, ob der Overjustification Effect universell auftritt oder ob er stark vom Kontext abhängt. Während es beim Menschen Hinweise darauf gibt, dass extrinsische Anreize eine bestehende intrinsische Motivation untergraben können, gibt es im Pferdetraining kaum Belege dafür, dass gut eingesetzte Belohnungen die Motivation für eine Handlung verringern. Entscheidend ist, dass Belohnungen sinnvoll eingesetzt und schrittweise variiert werden, sodass das Pferd das gewünschte Verhalten zuverlässig zeigt.