STRAFE NICHT, wenn dein Pferd unhöflich ist
Pferde werden nicht höflich geboren und lernen auch nicht innerhalb eines Tages, dass sich Betteln nicht lohnt. Außerdem haben die meisten Pferde schon Erfahrung im Umgang mit Futter und bereits falsches Verhalten gelernt bzw. nicht gelernt, sich richtig zu verhalten. Hier gilt ganz besonders: Verlange nichts, was du deinem Pferd nicht in kleinen Schritten beigebracht hast!
Ich weiß, dass auch Menschen erst lernen müssen, dass Strafen nicht funktioniert. Strafe hat leider die Eigenschaft, dass es für den Strafenden zunächst aussieht, als würde sein Plan aufgehen, da Strafe zumindest vorübergehend zur Unterbrechung der unerwünschten Handlung führt.
Deinem Pferd mittels Strafe zu erklären, dass Betteln oder Aufdringlich sein nicht erwünscht ist, hilft ihm nicht, zu verstehen, dass es zwecklos ist. Im Gegenteil,.Jedes „Nein“ hält es davon ab, zu einer sehr wichtigen Erkenntnis zu kommen, die da lauten sollte „Egal was du tust, dieses Verhalten wird dich nicht zum Ziel (Belohnung) bringen“. Solange du strafst und unhöfliches Verhalten unterbindest, indem du das Pferd z. B. wegstößt, glaubt dein Pferd immer noch, es verpasst gerade die Party seines Lebens. Es wird zwar weniger Betteln, doch nach wie vor nicht verstanden haben, dass Betteln schlichtweg nicht funktioniert. Deshalb musst du lernen, dies konsequent zu ignorieren. Sollte dein Pferd dich dabei stark bedrängen, oder beißen und leichtes Abwenden nicht zum Erfolg führen, arbeite zunächst mit einer Absperrung zwischen dir und deinem Pferd.
Wenn dein Pferd anfängt zu schnappen oder aggressives Verhalten zu zeigen, überprüfe den Stresslevel deines Pferdes. Schnappen ist häufig eine Übersprungshandlung aus Stress. Mach eine Pause oder gehe hinter eine Absperrung. Überprüfe, ob du etwas an der Wertigkeit des Futters oder dem Zeitpunkt des Trainings ändern kannst . Auch die Art und Weise, wie dein Pferd das Futter nimmt, lässt Rückschlüsse auf den Stresslevel zu. Das erste, was sich ändert, wenn ein Pferd gestresst ist, sind die „Tischmanieren“.
Wenn du bisher nicht mit Futter gearbeitet hast oder aus bestimmten Gründen das Belohnen mit Futter eingestellt hast, kann es gut sein, dass dein Pferd wieder in unerwünschte Verhaltensweisen zurückfällt. Vermutlich hast du dieses Problem vorher nicht gelöst,sondern in der Zwischenzeit nur vermieden. Gib euch beiden Zeit, zu verstehen, wie es richtig geht! Es lohnt sich! Gerade die Pferde, die vorher die schlimmsten Kandidaten waren, sind hinterher die besten Trainingspartner, weil sie gelernt haben, sich im Griff zuhaben und die Begeisterung nicht mehr in unerwünschtes, sondern in erwünschtes Verhalten zu investieren.
Auch die Futterposition ist wichtig. Füttere das Pferd möglichst in der gleichen Position, in der du auch gemarkert hast. Wenn es nach dem Markersignal sofort seine Nase engagiert Richtung Hand oder Tasche bewegt, bewege die Hand mit dem Futter an die Stelle, an der das Pferdemaul war als du gemarkert hast. Dein Pferd soll lernen, dass es sich nach dem Markersignal nicht mehr bemühen braucht, da das Futter zu ihm kommt. Dies ist für spätere Lektionen wichtig und hilft, aufdringliches Verhalten abzutrainieren. Außerdem unterstützt es den Lernerfolg. Wenn es sich nicht mehr lohnt den Kopf nach dem Click in deine Richtung zu bewegen, wird es lernen nach dem Click abzuwarten. Ein Fluchttier hat keine Energie zu verschenken.
Wenn dein Pferd ständig ungefragt die bestimmte Verhaltensweisen oder Lektionen anbietet, kann es helfen, die Nichtausführung zu belohnen und das Alternativverhalten zu trainieren. Hebt dein Pferd ständig die Füße, belohne es für Füße am Boden. Schüttelt dein Pferd den Kopf, übe „stillhalten“. Schnappt dein Pferd nach deiner Hand, übe „Hand auf der Nase dulden“ und so weiter.
Nachdem du eine gewisse Basis bei der Höflichkeit erzielt hast, versuche, dass Belohnen nicht nur auf bestimmte Übungen zu beziehen, sondern lasse es in deinen Alltag einfließen. Belohne das Pferd bei bereits bekannten Lektionen oder Verhaltensweisen, in denen es ruhig ist und nicht mit einer Belohnung rechnet. Wenn du nur bei bestimmten Lektionen oder in immer der gleichen Situation belohnst, könnte die Erwartungshaltung deines Pferdes (Freude auf das Training, Appetit auf Futter) zu Stress führen. Es kommt dann sehr schnell zu dem von mir so genannten „Disneylandeffekt“, bei dem das Pferd sich wie ein dreijähriges, auf dem Rücksitz eines Autos sitzendes Kind auf dem Weg nach Disneyland verhält. Du kannst ihm erklären, es soll sich ruhig verhalten, aber es wird es nicht können, weil die freudige Erwartung Stress erzeugt. Wenn dein Pferd versteht, dass Futter etwas normales ist, verliert sich auch der übermäßige Anreiz.
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